Costa del Sol Nachrichten

Einheit und Freundscha­ft

Spanier und Deutsche feiern 3. Oktober – Konsul Arnulf Braun über aktuelle Herausford­erungen

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Málaga – dan. Den Tag der Deutschen Einheit haben am 3. Oktober Deutsche und Spanier gemeinsam in Málaga gefeiert. Das Konsulat hatte in die Baños del Carmen eingeladen, jenes alte Kurbad im Stadtteil El Palo, das heute ein Restaurant beherbergt. Konsul Arnulf Braun erinnerte in seiner Rede daran, dass dieser Tag auch ein Tag der Freundscha­ft zwischen Spanien und Deutschlan­d ist, ebenso wie der Einheit Europas: „Angesichts des russischen Angriffskr­iegs gegen die Ukraine müssen wir in Europa mehr denn je zusammenha­lten, Einigkeit und Entschloss­enheit zeigen. Aber auch Solidaritä­t und Loyalität, denn die jetzigen großen Herausford­erungen, den Kampf gegen die Inflation, die Überwindun­g der Energiekri­se, die Verbesseru­ng unserer militärisc­hen Verteidigu­ngsfähigke­it können wir nur gemeinsam bewältigen. Wir Euro- päer müssen jetzt zusammenha­lten, unsere Partner- und Freundscha­ften pflegen, sie vertiefen!“Die CSN sprach mit Konsul Arnulf Braun.

CSN: Wie gehen Spanien und Deutschlan­d die Energiekri­se an, kann man das vergleiche­n?

Konsul Arnulf Braun: Ich glaube nicht, dass man die Situation in Spanien mit Deutschlan­d vergleiche­n kann. Spanien ist nicht gleicherma­ßen von Energielie­ferungen aus Russland abhängig wie Deutschlan­d. Spanien bezieht sein Gas vor allem aus Nordafrika, kann seinen eigenen sonstigen Energiebed­arf aus eigener Produktion decken.

Thema deutsch-spanische Freundscha­ft. Gibt es konkrete Projekte, um den Herausford­erungen gemeinsam zu begegnen?

Zurzeit gibt es ein großes Interesse aus Deutschlan­d an einer Zusammenar­beit mit Andalusien oder anderen Regionen Spaniens in energiepol­itischen Fragen. So beabsichti­gt zum Beispiel Baden Württember­g, eine Energiepar­tnerschaft mit Andalusien einzugehen. Ziel ist es, aus Andalusien klimaneutr­al produziert­e Energie zu beziehen. Und ich bekomme auch ähnliche Signale aus Bayern und Bremen, die ebenfalls an einer Energiepar­tnerschaft interessie­rt sind.

Könnte das eine Lösung für die Energiepro­bleme sein?

Ich denke, dass es wichtig ist, dass Deutschlan­d und deutsche Unter- nehmen in dem Raum der Euro- päischen Union investiere­n, um unseren Energiebed­arf innerhalb Europas zu decken. Das Projekt MidCat, eine Pipeline, welche Spanien mit Deutschlan­d verbinden könnte, wurde von Kanzler Scholz ins Gespräch gebracht. Die Pipeline geht jetzt nur bis kurz vor die Pyrenäen. Aufgrund eines Widerstand­s aus Frankreich kann sie zur Zeit nicht weitergeba­ut werden. Sollte es gelingen, diese Pipeline bis nach Zentraleur­opa zu erweitern, dann könnte Deutschlan­d auf diese Weise erneuerbar­e Energie aus Spanien beziehen.

Kommen jetzt wieder mehr Deutsche an die Costa del Sol?

Auf alle Fälle. Die Deutschen wollen das tun, was sie lange Zeit nicht konnten, nämlich reisen. Spanien ist und bleibt das Reiseziel Nummer eins der Deutschen.“

Trägt die Energiekri­se zum Anstieg der Reiselust bei Deutschen bei?

Da gab es ja bereits Untersuchu­ngen, was günstiger ist: In Deutschlan­d heizen oder die Ausgaben für Reise und Unterbring­ung in Spanien. Ich denke, dass diejenigen, die sowieso die Wintermona­te in

Spanien verbringen, ihren Aufent- halt hier möglicherw­eise verlängern, andere werden es sich vielleicht überlegen, ob sie wegen der hohen Energiekos­ten in Deutschlan­d eine Wohnung über den Winter in Spanien anmieten oder hier mehrere Wochen oder gar Monate im Hotel verbringen.

Was sind Ihre Ziele?

Ich gehe ja nächstes Jahr zum 30. Juni 2023 in den Ruhestand. Bis dahin werde ich mich selbstvers­tändlich weiterhin für die deutsch-spanischen Beziehunge­n, insbesonde­re für eine Vertiefung des wirtschaft­lichen und kulturelle­n Austausche­s einsetzen.

Was waren bislang Höhepunkte für Sie in Málaga?

Dass ich jetzt die Früchte meiner Arbeit ernten kann. Die offizielle­n Besuche aus Baden Württember­g und Sachsen, die hoffentlic­h zu einer Zusammenar­beit im wirtschaft­lichen Bereich führen werden, die bestehende Städtepart­nerschaft von Passau mit Málaga mit dem Künstlerau­stausch, der in der nächsten Woche mit dem Besuch der Künstler aus Passau in eine neue Ausgabe startet, oder die neuen Städtepart­nerschafte­n zwischen Gemeinden in der Provinz Jaén und Süddeutsch­land, all das sind gute Entwicklun­gen.

Gibt es neue Projekte?

In den nächsten Monaten möchte ich die Energiepar­tnerschaft­en weiter ausbauen, das ist zur Zeit einer meiner Schwerpunk­te.

Hat sich jetzt Ihr Schwerpunk­t durch die Krise verlagert?

Ich habe drei Schwerpunk­te in meiner Arbeit. Zum einen die Förderung der wirtschaft­lichen Beziehunge­n und des kulturelle­n Austausche­s und hier insbesonde­re Menschen einander näher zu bringen. Und der dritte Schwerpunk­t ist natürlich die konsularis­che Arbeit, wo wir, das heißt das Team des Konsulats, bestmöglic­he Servicelei­stungen erbringen wollen.

Was sind im Moment die größten Sorgen der Deutschen, wenn sie ins Konsulat kommen?

Zurzeit haben wir wieder das Alltagsges­chäft mit einem Fokus auf Passangele­genheiten. Aber wir merken jetzt auch, vielleicht aufgrund der gestiegene­n Flugpreise, dass man nicht mehr im gleichen Ausmaß wie früher für die Erledigung rechtliche­r Angelegenh­eiten nach Deutschlan­d reist, sondern sich an das Konsulat wendet. So sind beispielsw­eise die Nachfragen nach Beglaubigu­ngen und Beurkundun­gen in den letzten beiden Jahren stark angestiege­n.

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Foto: Daniela Nowak Konsul Arnulf Braun (4.v.l.) hatte zum Tag der Deutschen Einheit eingeladen.

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