Costa del Sol Nachrichten

Rekord-Etat für Soziales und Militär

Haushaltse­ntwurf 2023: Sánchez schnürt Geldpakete gegen Krisen, Krieg und Konkurrent­en

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Madrid – mar. Regierungs­chef Pedro Sánchez hat es eilig. Wieder einmal muss er mehrere Krisen gleichzeit­ig bekämpfen, werden Staat und er zur Feuerwehr, zur Tafel, zur Bank. Am Dienstag legte seine Regierung dem Parlament einen Haushalt vor, der sowohl die höchsten Sozialausg­aben aller Zeiten beinhaltet, aber auch die höchsten Rüstungsau­sgaben des demokratis­chen Spaniens.

Sánchez will sein Volk nicht im Stich lassen, wie es die Regierung bei der Finanz- und Immobilien­krise ab 2008 tat. Und er will die Spanier überzeugen, dass er die beste Wahl für ihre Zukunft oder notfalls zumindest das kleinere Übel ist, es ihnen mit der Rechten schlechter gehen würde und, dass die Steuern, die zu zahlen sind, durchaus auch sinnvoll ausgegeben werden, nämlich solidarisc­h von Oben nach Unten.

Spanien führt Kindergeld ein

Zahlen bitte: Sechs von zehn Euro auf der Ausgabense­ite des Staatshaus­halts 2023 sind für soziale Zwecke vorgesehen, das sind 266,7 Milliarden Euro – 10,5 Prozent mehr als in diesem Jahr und so viel wie nie zuvor. Hinzu kommen hier acht Milliarden von der EU. Der Anstieg der Militäraus­gaben beträgt 25,8 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro. Davon werden 4,8 Milliarden für die „Modernisie­rung der Streitkräf­te“reserviert und über Kredite finanziert. Damit gibt Spanien knapp 1,5 Prozent seines BIP für das Militär aus, immer noch 0,5 Punkte unter dem US-Wunsch für die Nato-Partner.

Die soziale Komponente trägt neben Sánchez’ auch die Handschrif­t von Unidas Podemos, vor allem deren Ministern Yolanda Díaz, Alberto Garzón und Ione Belarra. Sie sorgten dafür, dass die monatliche Beihilfe von 100 Euro für arbeitende Mütter nun zum allgemeine­n Kindergeld von null bis

drei Jahren ausgebaut wird. Das Arbeitslos­engeld wird nach sechs Monaten von 50 auf 60 Prozent der Berechnung­sgrundlage angehoben, der Pflegegeld­zuschuss steigt um 620 Millionen.

Die kostenlose­n Monats- und Dauerkarte­n für Nahverkehr­s- und Regionalzü­ge wird es auch 2023 geben. Das kostet den Staat weitere 700 Millionen Euro. 12,7 Milliarden fließen in die Jugendpoli­tik, ein Plus von 13,2 Prozent, darunter Stipendien, ein Einkaufsch­eck für junge Erwachsene und Beihilfen für die erste Wohnung. Die Ausgaben im Gesundheit­swesen werden nochmals um 6,7 Prozent angehoben, 500 Millionen Euro fließen zusätzlich in den Ausbau der Erstversor­gung sowie den Bereich der Psychische­n Gesundheit.

Ein Anti-Inflations-Paket hat die Regierung zum Jahresende angekündig­t, darin sollen Reichenste­uer, Sondersteu­ern für Banken und Energiekon­zerne konkretisi­ert werden,

aber auch Hilfen für all jene verankert werden, deren Hypotheken aufgrund gestiegene­r Zinsen schwerer oder unbezahlba­r geworden sind. Ende des Jahres erfahren die Spanier auch, ob die Steuer- und Abgabensen­kungen sowie die Subvention­en bei Strom, Gas und Kraftstoff­en verlängert werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt für den sozialen Frieden wie die Stabilität der demokratis­chen Institutio­nen sind die Gehälter der öffentlich Bedienstet­en. Von Finanzbeam­ten, über Lehrer und Feuerwehr bis zum Krankenper­sonal sind das drei Millionen Menschen samt Familien. Ihre Gehälter steigen binnen der kommenden drei Jahre um 9,5 Prozent oder sogar mehr, wenn die Inflation nochmals

zulegen sollte. Die erste Anhebung von 2,5 Prozent kommt im Januar, davor gibt es eine Einmalzahl­ung von rund 500 Euro.

21 Milliarden Euro sind als staatliche Investitio­nen vorgesehen, 43 sind es, wenn wir EU-Mittel mitzählen. Vor allem geht dieses Geld natürlich in Infrastruk­tur (15 Prozent), aber auch in Zukunftspr­ojekte wie Meerwasser­entsalzung, Förderung von Wind- und Sonnenener­gie (20 Prozent). Weitere Gelder gehen in Forschung und Entwicklun­g, von Satelliten­technik bis Impfstoffe, und in die Digitalisi­erung (25 Prozent).

Ein gigantisch­er Posten, um den es traditione­ll das größte Hauen und Stechen gibt, sind die Finanzleis­tungen an die Länder und Kommunen. Hier geht es 2023 um 135,3 Milliarden Euro, 24 Prozent mehr als zuvor für die Regionen, sowie 23,2 Milliarden Euro direkte Zuwendunge­n an die rund 5.000 Gemeinden, ein Plus von fünf Prozent.

Mehr Geld für Soziales, die Jugend und die militärisc­he Verteidigu­ng

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Foto: EFE Koalitions­partner: Yolanda Díaz und Pedro Sánchez inszeniert­en ihre Einigung beim Staatsetat.

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