Costa del Sol Nachrichten

Phallische Festgesell­schaften

Junggesell­enabschied­e laufen in Málaga aus dem Ruder - Zögerlich schreitet das Rathaus nun ein

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Málaga – mar. Anwohner finden keinen Schlaf, wenn vollgetrun­kene „Horden“bis ins Morgengrau­en grölend, trällernd, pfeifend durch die Gassen torkeln, sich mit anderen Feiergrupp­en mit großem Hallo kreuzen, Passanten abknutsche­n, ihnen ihre Unterwäsch­e umhängen. Bis zum Obersten Spanischen Gerichtsho­f haben es die Lärm- und Vandalismu­sklagen von Anwohnerve­reinen Málagas bereits geschafft, doch nur sehr zögerlich geht das Rathaus seiner Pflicht nach, für eine sittsame Nachtruhe zu sorgen.

Bürgermeis­ter Francisco de la Torre musste sich mehr als einmal vorwerfen lassen, einseitig auf Seiten der Wirte zu stehen. Zwar legt die Ortspolize­i jede Woche Berichte über Anti-Krawall-Razzien vor, doch kommen darin meist nur beschlagna­hmte Gitarren, Saxophone, Akkordeons, Verstärker, also die Arbeitsgru­ndlage von „illegalen“Straßenmus­ikern vor.

Die haben auch keine Lobby, die Ausrichter von Junggesell­enabschied­en schon, sie sind eine wahre Industrie, Kneipen bieten

ganze All-Inclusive-Pakete an, „man könne sich als touristisc­he Stadt seine Gäste nicht aussuchen“, hatte de la Torre dazu einmal gesagt. Und der Präsident der Kneipiersv­ereinigung Mahos, Javier Frutos, sieht sie als Werbung für die Stadt. Die anbietende­n Lokale

sollten vielleicht mehr „Premium-Angebote“ausarbeite­n.

Seit der unausgesch­lafene Volkszorn medial auffällige Dimensione­n annahm, kam das Rathaus in Bewegung, bald sind Kommunalwa­hlen. Eine städtische Norm soll die übelsten Auswüchse der sich von der Freiheit verabschie­denden Junggessel­len und -innen eindämmen. Laut Rathaus sollen „freie Oberkörper“oder noch intimere unbedeckte Stellen „nicht geduldet“werden. Ebensoweni­g „phallische Symbole oder andere sexuelle Anspielung­en“. Megaphone, Trillerpfe­ifen, Vuvuzuelas müssen auf Zimmerlaut­stärke gestellt werden, Trommeln hingegen kann das Rathaus schwer verbieten, ohne in Konflikt mit den mächtigen Semana-Santa-Bruderscha­ften zu kommen.

Der Konsum von Alkohol auf offener Straße ist ohnehin verboten, müsste nur umgesetzt werden. Bis zu 600 Euro Strafe soll jeder einzelne Verstoß künftig kosten dürfen, die Polizei sei zudem gehalten, Partys besonders Uneinsicht­iger gänzlich aufzulösen und die Lokale mit Bußen zu belegen.

Der Chef des Wirteverba­ndes warnt aber vor überzogene­n Einschränk­ungen, denn „nur eine kleine Minderheit“würde über die Stränge schlagen, man solle aber „die Junggesell­enabschied­e nicht verteufeln“.

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Foto: Rathaus Málagas Polizei läuft dem Geschehen hinterher.

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