Etwas Hollywood zwischen Heiligen
Das aus dem Rahmen fallende „Cine Torcal“in Antequera soll wieder ein Theater werden
Antequera – mar. Das „Cine Torcal“mitten in der Altstadt von Antequera wirkt, umstellt von Bürgerhäusern, Kirchen und kleinen Stadtpalais im andalusischen Stil, wie ein Außerirdischer. 1934 wurde das Gebäude als städtisches Theater eröffnet, in einer Art ländlichem Art déco sieht das Gebäude ein bisschen aus wie ein Volksempfänger.
Kurz nachdem sich der Vorhang das erste Mal hob, brach der Bürgerkrieg aus, es folgte die Agonie der FrancoDiktatur, Theater wäre ein nützlicher und lehrreicher Trost gewesen, doch die echten Künstler gingen ins Exil, die meisten anderen konnten von der Kunst nicht mehr leben. Die baldige Umstellung auf ein Kino gelang nur teilweise, denn die Antequeranos wollten von ihrer Tradition der Wanderkinos in den barrios nicht lassen, sich nicht in einen stickigen Saal setzen. Mehrere Betreiber gingen Pleite, in den 80er und 90er Jahren
lief der Betrieb halbwegs, produzierte Kindheitserinnerungen, die bis heute wirken.
Seit 15 Jahren ist das Haus zwar jeden Abend beleuchtet, geht die Neon-Beschriftung an, die Türen bleiben aber geschlossen. 1,1 Millionen Euro nimmt das Rathaus
nun für die Renovierung in die Hand. Das Torcal soll binnen eines Jahres auch innen wieder in den Originalzustand versetzt, aber gleichzeitig mit neuester Bühnentechnik ausgestattet und als Mehrzweck-Veranstaltungshaus „Teatro Torcal“, benannt nach dem Karstegebirge
in der Nähe, übergeben werden.
An wen, ist noch offen. Ein Theater mit Ensemble wird es nicht, in Spanien sind fest bespielte Häuser die absolute Ausnahme, noch immer folgt man hier – aus Mangel an Begeisterung öffentlicher Geldgeber – der Tradition der fahrenden Theatertruppen. Doch gerade Antequera, der einzigen Stadt Spaniens, mit einer (gefühlt) höheren Kirchen- als Kneipendichte, stünde etwas mehr weltliches Spektakel gar nicht so schlecht zu Gesicht.
Vielleicht kommt ja Antonio Banderas aus dem nahen Málaga mal mit seiner Soho-Truppe vorbei und findet Gefallen an dem lustigen Kasten, der dann nicht nur äußerlich ein bisschen HollywoodFlair verströmen könnte.