Tragendes Puzzlestück

Diese Woche etwas zu erledigen gehabt? Wohl nicht am Mittwoch. In Spanien stoppte am 12. Oktober (fast) alles, was nicht mit dem Nationalfest Día del Pilar zu tun hatte. Jede Menge Anlässe ruhen auf der Säule (pilar), auf der die Jungfrau vor 2.000 Jahren dem deprimierten Apostel Santiago erschienen sein soll. Da Kolumbus am 12. Oktober 1492 auf Amerika stieß, begeht Spanien den Tag auch als Feier der „Hispanität“.

Eine deutsch-spanische Familie feierte am 12. Oktober etwas Anderes: Den Fund eines Puzzleteils. Folgendes war zuvor passiert. Auf der magnetischen Weltkarte in der Küche fehlte auf einmal ein kleines Stück, und der Ärger war groß. Denn wie das so mit Mängeln ist: So klein sie sein mögen, man kann nicht anders, als auf sie zu starren. Und das Schlimmste war, welches Land fehlte: Spanien. Die große Suchaktion startete: Stühle, Kühlschrank wurden gerückt, Besen geschwungen, volle Mülltüten durchwühlt. Nichts. Wie konnte das sein? Der Verdacht fiel, wie immer, auf den Jüngsten im Bunde. Doch der wies, wie immer, die Schuld von sich. Irgendwann gab die Familie die Suche auf.

Bis zum 12. Oktober, als das Unerwartete eintrat. War die Jungfrau in der Küche erschienen, oder Entdecker Kolumbus? Vielleicht war man am Feiertag einfach entspannt genug, um das verlorene Stück am seltsamen Standort zu sichten: Im Stuhl eingeklemmt zwischen Sitzfläche und Bein. Hurra! Die Welt war wieder ganz. Und die Einsicht war da: Spanien ist heute vielleicht nur noch ein kleines Stück im Weltpuzzle. Aber auf der Karte des Herzens ist es weiter Gold wert.

Und eine tragende Säule.