Extreme Nebensache
Ukrainisches Donezk trotzt Real Madrid in Warschau 1:1 ab – Rüdiger trifft schmerzhaft
Warschau – dpa/sw. Antonio Rüdigers erstes Tor für Real Madrid in der Champions League war wichtig – und sehr schmerzvoll. In der 95. Minute köpfte der Deutsche am Dienstag in Warschau das nicht mehr erwartete 1:1 gegen Schachtjor Donezk, prallte dabei aber mit dem ukrainischen Keeper Anatolij Trubin fies zusammen. Voller Blut war das nicht mehr weiße Trikot des Real-Kickers, der seinem Club das frühzeitige Weiterkommen bescherte, jedoch für den Clásico gegen Barcelona am Sonntag wohl ausfällt. „Was dich nicht tötet, macht dich stärker“, schrieb der 29-Jährige nach Mitternacht auf Instagram, „ich bin okay. Danke für all eure Nachrichten.“
Kurz nach der Pause hatte Olexandr Zubkov die Ukrainer in Führung gebracht. Ein zähes, höhepunktarmes Match sahen die Fans in der polnischen Hauptstadt, die wegen des Krieges in der Ukraine als Heimstätte des Teams aus dem von Russland besetzten Donezk diente. Nach den jüngsten Raketenangriffen Moskaus auf das Land war klar, dass das Fußballspiel nur eine extreme Nebensache sein würde.
Botschafter blutenden Landes
Wie Schachtjor-Trainer Igor Jovicevic im Vorfeld erklärte, seien „viele Angehörige unserer Spieler
derzeit im Keller versteckt.“Das sei „sehr belastend, wird aber nicht unsere Moral zerstören“. Mit einer Absage hatte sich der Club nicht befasst. „Wir müssen den Platz betreten und zeigen, dass wir füreinander kämpfen und die Ukrainer vertreten.“Jovicevic, der aus dem kroatischen Zagreb stammt, sagte, dass auch er sich als Ukrainer fühle und forderte ein Ende des Krieges.
Möglich, dass Schachtjor noch eine längere Weile Botschafter seines schwer blutenden Landes in der Champions League bleibt. In der Tabelle der Leipzig-Gruppe F liegt das Team auf Platz zwei. In der Regel weicht Donezk derzeit für die Heimspiele ins westukrainische Lwiw aus. Für die Europapokal-Spiele müsse man viel reisen, „wir sind immer unterwegs“, sagte
Jovicevic. „Unsere Vorbereitung unterscheidet sich komplett von den üblichen Abläufen anderer Teams in der Champions League.“
In Gruppe G gelang dem FC Sevilla unter dem neuen Trainer Jorge Sampaoli am Dienstag ein 1:1 beim BVB. Am Mittwoch (nach Redaktionsschluss) spielten noch Atlético gegen FC Brügge und FC Barcelona gegen Inter.