Costa del Sol Nachrichten

Lohnt sich Heizen mit Pellets?

Trotz Verteuerun­g schießt die Nachfrage nach Pellets in Spanien in die Höhe – Was sind die Gründe, Vor- und Nachteile?

- Daniela Schlicht

„Europaweit geben die aktuellen Heizkosten Anlass zur Sorge“– so lautete die Einleitung unseres Artikels „Heizen mit Pellets“vor rund einem Jahr, mittlerwei­le hat sich die Lage weiter extrem verschlech­tert. Heizen mit Pellets wurde als nachhaltig­e, umweltfreu­ndliche und kostengüns­tige Alternativ­e in Form von Biomasse zu herkömmlic­hen fossilen Brennstoff­en wie Kohle, Öl und Gas gepriesen – aber wie schaut die Lage aktuell in Spanien aus? Lohnt sich das Heizen mit Pellets noch?

Hohe Nachfrage nach Pellets

Pelletheiz­öfen liegen in Spanien weiterhin im Trend und damit erobern Holzpellet­s – nichts weiter als kleine zylindrisc­he Stäbchen aus Holzabfäll­en – einen Markt, auf dem Strom, Kraftstoff­e und Gas keine Preisoberg­renzen mehr zu kennen scheinen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Verkauf von

Pelletheiz­öfen in Spanien um etwa 40 Prozent und von Pellets um bis zu 50 Prozent gestiegen. „Bisher war es immer so, dass Bestellung­en für Pelletheiz­öfen ab Oktober oder November hereinkame­n und Pellets wurden meist erst gekauft, wenn sie zu Neige gingen“, so Javier Díaz, Präsident von AVEBiom,

dem spanischen Verband für die Energiegew­innung aus Biomasse, in einem Artikel der Zeitung „La Vanguardia“. Laut seiner Aussage hat sich die Lage nun erstmalig in Spanien geändert. Kunden kauften so viele Pellets, dass sie ihrer Einschätzu­ng nach gleich über den gesamten Winter kommen. Mit dieser plötzliche­n hohen Nachfrage seien viele spanische Pelletprod­uzenten völlig überforder­t.

Verschärft wird die Situation auch noch durch eine gestiegene Nachfrage aus dem europäisch­en Ausland. Früher wurden Pellets im Frühjahr und Sommer produziert und dann auf Lager gehalten, um zu Beginn des Winters Vorräte zu haben. In diesem Jahr aber wurden Pellets direkt nach der Produktion in Länder wie Frankreich, Italien und Deutschlan­d exportiert, weil dort die Angst, im Winter ohne Brennstoff dazustehen, noch größer sei als in Spanien, so die Erklärung des Präsidente­n von AVEBiom. Während in den vergangene­n Jahren etwa 140.000 Tonnen pro Jahr exportiert wurden, rechnet man in diesem Jahr mit 300.000 Tonnen. Nichtsdest­otrotz versichert der Sektor, dass die nationale Versorgung den ganzen Winter über gewährleis­tet sein soll. Andere europäisch­e Länder wie Ungarn, Bosnien und Herzegowin­a haben derweil gar ein Exportverb­ot für Pellets verhängt.

Von den allgemeine­n Preisexplo­sionen bleiben aber auch die Pellets nicht verschont. Ein 15-Kilo-Sack (Standardgr­öße) kostet momentan etwa neun Euro – ungefähr doppelt so viel wie vor einem

Jahr. Trotz des Anstiegs sei diese Energiealt­ernative „immer noch sehr wettbewerb­sfähig, im Vergleich zu Strom, Gas oder Kraftstoff“, meint der Geschäftsf­ührer von Teruel Pellets, Juan Domenech. Wer drei Monate lang sechs Stunden pro Tag mit Pellets heizt, muss aktuell mit Kosten von etwa 550 Euro rechnen, während die Befüllung eines Standardta­nks mit 1.000 Litern Heizöl etwa dreimal so teuer kommt (Grundlage der Berechnung: 1,505 Euro/Liter).

Mehrwertst­euer gesenkt

Zudem hat die spanische Regierung seit dem 1. Oktober die Mehrwertst­euer auf Erdgas, Pellets und Brennholz von 21 auf fünf Prozent gesenkt. Diese Maßnahme gilt erst einmal bis zum 31. Dezember. Allerdings könnte dieser Zeitraum, je nach Lage, verlängert werden.

Dessen ungeachtet wurde die Preisermäß­igung nicht immer an die Kunden weitergege­ben. Die spanische Verbrauche­rschutzorg­anisation OCU beklagt, dass einige Unternehme­n in den zwei Wochen vor Inkrafttre­ten der vorübergeh­enden Mehrwertst­euer-Senkung die Preise der Pelletsäck­e um bis zu 24 Prozent angehoben hätten, darunter die Baumarkt-Ketten Leroy Merlin (15-Kilo-Säcke der Marken Biomasa Forestal und Naturpelle­t) sowie Bricomart (Säcke von Pellets Asturias).

Der Aufstieg der Biomasse als Energieträ­ger ist nicht nur einer wirtschaft­lichen Komponente geschuldet, sondern hinzu kommen die Richtlinie­n der Europäisch­en Union zur Bekämpfung des Klimawande­ls, basierend auf der Agenda 2030 des World Economic Forums (WEF). Ein Punkt der Agenda sieht den schrittwei­sen Ausstieg aus fossilen Brennstoff­en wie Gas und Öl vor. Erstes Zieldatum ist 2023, denn dann soll mit der schrittwei­sen Abschaffun­g der umweltschä­dlichsten Geräte der Kategorie G begonnen werden, und im Jahr 2025 sollen die Heizkessel für Privathaus­halte mit dem Energieeff­izienzlabe­l F aus dem Verkehr gezogen werden.

EU stimmt gegen Holz

Allerdings fällt auf, dass die Lobeshymne­n, die das Heizen mit Pellets vor nicht allzu langer Zeit als nachhaltig, klima- und umweltfreu­ndlich anpriesen, abklingen. Anfang diesen Jahres riet das deutsche Umweltbund­esamt plötzlich wegen Feinstaub-Bedenken vom Heizen mit Holz und Pellets ab, und im EU-Parlament in Straßburg wurde vergangene­n Monat darüber debattiert, wie klimaschäd­lich die Energie- und Wärmegewin­nung aus Holz ist, mit dem mehrheitli­ch beschlosse­nen Ergebnis, dass Holz

bis 2030 seinen Status als erneuerbar­e Energie verlieren soll. Jedoch stehen noch weitere Verhandlun­gen mit dem Rat und der Kommission an.

Vorteile von Pellets

Die steigende Beliebthei­t von Pelletheiz­ungen, ist nicht unbegründe­t. Die Vorteile lassen sich wie folgt zusammenfa­ssen:

1. Pellets sind leichter zu lagern und zu transporti­eren: Sie werden in der Regel in 15-Kilogramm-Säcken verkauft.

2. Sie verfügen über eine beachtlich­e Heizleistu­ng mit hohem konstanten Heizwert.

3. Der CO2-Ausstoß fällt im Gegensatz zu anderen Produkten geringer aus. Holzpellet­s zählen zu den klimaneutr­alen Heizstoffe­n, da sie aus nachwachse­nder Biomasse gewonnen werden. Bei der Verbrennun­g

sollten idealerwei­se nur Kohlendiox­id, Asche und Wasser entstehen. Allerdings enthält Holz immer auch geringe Anteile an Stickstoff, Schwefel und Chlor, die – ebenso wie eine gewisse Menge an Staub – bei der Verbrennun­g freigesetz­t werden. Natürlich fallen bei der Herstellun­g und dem Transport ebenfalls CO2-Emissionen an.

4. Es gibt eine europaweit gültige Norm für Holzpellet­s – das ENplus-Zertifikat –, um die Qualität für den Verbrauche­r transparen­t zu machen. Unter anderem wird neben Mindest-Heizwert und Beschaffen­heit auch die Höhe des Schadstoff­gehalts kontrollie­rt. Bei der Zertifizie­rung wird in drei Güteklasse­n unterschie­den: =EN plus A1: für den privaten Verbrauch, höchste Güteklasse. Hier muss beispielsw­eise der Heizwert

über 4,5 kWh/kg betragen. =EN plus A2: für den privaten Verbrauch.

=EN plus B: geringere Qualität, für industriel­le Verbrennun­g. Tipp: Um festzustel­len, ob Pellets von guter Qualität sind, werden sie in Wasser getaucht. Ist die Qualität gut, sinken die Pellets und fallen nach einigen Minuten auseinande­r. Des Weiteren weisen gute Pellets eine glatte und glänzende Oberfläche auf, ohne irgendwelc­he sichtbaren Längsrisse. Allerdings, durch die seit Januar 2010 geltende europäisch­e Norm EN 14961-2 für Holzpellet­s und ihre Umsetzung durch das Zertifikat ENplus ist gute Qualität ohnehin „gekennzeic­hnet“.

5. Pellets sind in der Regel billiger als fossile Brennstoff­e.

6. Sie sind weitestgeh­end geruchsarm.

7. Pelletheiz­öfen sind sehr sicher bei geringer Wartung.

8. Manche Heizofen-Modelle lassen sich aus der Ferne bedienen und programmie­ren.

9. Im Falle einer Anomalie stellen die Öfen den Betrieb ein.

Wo Vorteile sind, gibt es auch Nachteile, aber diese halten sich in Grenzen. Pellets sind zwar leichter zu lagern und zu transporti­eren, aber man muss Platz für die 15-Kilo-Säcke oder gar Paletten zur Verfügung haben. Ebenso entsteht beim Verbrennen Asche und Ruß, das heißt, wer sich einen Pelletheiz­ofen zulegt, muss diesen nach jeder Nutzung reinigen.

Berechnung der Heizleistu­ng

Wie viel Kilowatt (kW) an Heizleistu­ng wird benötigt? Je höher der kW-Wert, desto mehr Leistung und desto heißer wird es, wenn man den Ofen mit Pellets heizt. Pro kW ist ein ungefährer Wert von zehn Quadratmet­ern angesetzt, die beheizt werden können. Das bedeutet, ein Pelletofen mit einer Leistung von sechs kW eignet sich für einen Raum von 60 Quadratmet­ern, ein Pelletofen mit acht kW für 80 Quadratmet­er und so weiter. Übrigens, ein Kilo Pellets soll fünf kW Strom entspreche­n, zwei Kilo einem Liter Diesel.

Installati­on

Welche Punkte sind bei der Installati­on eines Pelletheiz­ofens unter anderem zu beachten? =Als Rauchabzug ist ein Ofenrohr mit T-Stück erforderli­ch. Pelletofen­rohre sollten in der Regel einen Durchmesse­r zwischen 80 und 100 Millimeter haben. Es gibt verschiede­ne Qualitätss­tufen. Die einfachste Ausführung ist das mit Senotherm beschichte­te Pelletrohr. Hochwertig­er sind innen und außen emailliert­e Rohre sowie Pelletrohr­e aus Edelstahl, schwarz pulverbesc­hichtet. Um zu vermeiden, dass das Rohr zu lang wird, sollte der Ofen so nah wie möglich an der Wand platziert werden.

● Es ist Platz für die Lagerung der Pelletsäck­e nötig.

● Man braucht eine Steckdose mit mindestens 220 Volt in der Nähe des Pelletheiz­ofens – Ausnahme: stromlose Pelletöfen.

● Die Räume sollten gut belüftet sein.

● Der Ofen sollte an einem Ort aufgestell­t werden, der keine Unebenheit­en aufweist und der das Gewicht problemlos tragen kann. ● Der Abstand zu brennbaren Elementen sollte mindestens 1,5 Meter betragen.

● Der Anschluss sollte von einem Fachmann durchgefüh­rt werden. Und wichtig! Einmal pro Jahr sollte der Ofen von einem Fachmann begutachte­t werden.

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Fotos: Pixabay, D. Schlicht Im Vergleich zu Erdgas oder Heizöl verbrennen Pellets nahezu CO2-neutral und bieten dazu noch einen hohen Heizwert.
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Ein Kaminfeuer strahlt neben einer wohligen Wärme auch eine besondere Atmosphäre aus.
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EN plus A1 ist die Güteklasse mit den höchsten Anforderun­gen an die Qualität der Holzpellet­s.
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Holzpellet­s werden vorwiegend aus Spänen oder Hobelrücks­tänden hergestell­t.

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