Mann von Bürgermeisterin angeklagt
Drogenskandal in Marbella – Partner und Stiefsohn von Ángeles Muñoz unter Verdacht
Marbella – dan. Wieder macht Marbella Schlagzeilen wegen Drogengeschäften. Der jetzt zur Verhandlung kommende Fall sorgt allerdings für besonders viel Aufsehen. Joakim Peter Broberg wird beschuldigt, Anführer einer kriminellen Organisation zu sein und dabei handelt es sich immerhin um den Stiefsohn der Bürgermeisterin Ángeles Muñoz.
Konkret wird ihm die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Drogenhandel und Geldwäsche vorgeworfen. Dafür drohen ihm bis zu 24 Jahre Haft. Mitangeklagt ist auch sein Vater und Ehemann der Bürgermeisterin, der schwedische Bauunternehmer Lars Gunnar Broberg.
Das Netzwerk bestand vorwiegend aus in Spanien lebenden Schweden und Europäern, die beträchtliche Mengen von Drogen in nordeuropäische Länder exportiert haben sollen. In Millionenhöhe sollen Drogengelder in Drittstaaten und Steueroasen reingewaschen worden sein. Die Bande flog 2021 bei einem Einsatz schwedischer Spezialkräfte auf.
Die schwedischen Behörden begannen angeblich vor drei Jahren gegen die Familie Broberg zu ermitteln und arbeiteten dabei auch bei verdeckten Operationen mit spanischen Behörden zusammen. Joakim Broberg war seit Februar 2021 untergetaucht und wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht. Im April 2021 konnte er in Brasilien bei einer internationalen Anti-Drogen-Operation gefasst werden. Mit ihm wurden 739 Personen verhaftet. Daraufhin wurde Broberg, der laut dem brasilianischen Fernsehen Fala Brasil ein Haus sowie Wohnungen in Estland und Spanien besitzt, ausgeliefert.
Laut dem Ermittlungsrichter García Castellón agierte Joakim Broberg als Chef der Bande und war für die Pflege der Kontakte mit Lieferanten und Kunden verantwortlich. Auch sein Vater Lars Broberg wurde in diesem Zusammenhang verhaftet, aber aus gesundheitlichen Gründen wieder freigelassen.
Das Immobiliengeschäft hat Joakim Broberg jahrelang von seinem Vater erlernt. Dies und dessen Einfluss in Marbella sollen ihm für seine illegalen Geschäfte hilfreich gewesen sein. Joakim Broberg
nutzte offenbar die Büroräume von Wasa Consulting im Einkaufszentrum Plaza de Marbella als Geschäftssitz. Die meisten der Unternehmen der Brobergs sind dort ansässig. Laut Anklage wurden die Drogengewinne mit Hilfe von Briefkastenfirmen, durch den Verkauf oder Bau von Häusern oder den Kauf von Gold oder Edelsteinen legalisiert.
Die Ermittlungen weisen bei sechs Geldwäscheoperationen direkt auf Joakim Broberg hin. Bei der Hälfte geht der Richter des Nationalen Strafgerichtshofs, Manuel García-Castellón, von einer Beteiligung seines Vaters aus und schätzt den gewaschenen Betrag auf 7.3 Millionen Euro. GarcíaCastellón zählt mit zu den bekanntesten spanischen Richtern, wird dem rechts-konservativen Flügel
Verfahren in Schwebe
Foto: dpa
zugerechnet und ist unter anderem mit Korruptionsfällen wie Púnica oder Villarejo betraut.
Das Verfahren gegen Lars Gunnar Broberg ist vorerst in der Schwebe, da die Verteidigung die Einstellung des Verfahrens mit Verweis auf das fortgeschrittene Alter und seines Gesundheitszustandes beantragt hat. Ferner stehen im Zusammenhang mit diesem Drogennetzwerk 30 weitere Personen unter Anklage, darunter der Ortspolizist Rafael Gallego Guerrero, der einige Zeit als Leibwächter für Ángeles Muñoz tätig war.
Der Richter hat die Angeklagten zwischen dem 14. bis 22. November vorgeladen. Er fordert von jedem Angeklagten eine Kaution von 2,2 Millionen Euro.
Drogengelder sollen mit Hilfe der Unternehmen von Broberg gewaschen worden sein