Schönheit von nebenan
Über das kleine Dorf Los Romanes, sein Olivenöl, leckeres Brot und den Stausee La Viñuela
Nach einem ausgiebigen Strandbummel in Torrox Costa kehrten wir in El Morche in das Restaurant „Bio Beach Club“zum Mittagessen ein. Das Essen war gut, aber es gab etwas viel Interessanteres vor dem Haus. Dort hatte eine Frau einen Verkaufsstand mit Bio-Produkten aufgebaut. Unter anderem verkaufte sie auch Öl und BioSauerteigbrot aus Los Romanes.
Wieder zu Hause probierten wir natürlich beides und waren so begeistert von der Qualität und dem Geschmack, dass wir neugierig den Ort Los Romanes auf unserer Michelin-Karte suchten und fanden. Das war ja gar nicht so weit entfernt von Nerja – und wir unternahmen einen Ausflug zum Stausee Embalse de la Viñuela, denn Los Romanes liegt oberhalb des Stausees am Hang in circa 490 Metern Höhe. Es ist ein kleiner Ort mit etwa 450 Einwohnern.
Wir fuhren über die Autobahn bis zur Abfahrt von Vélez-Málaga, wechselten dort bis zum Stausee auf die A356, überquerten den
Staudamm und sahen etwas später den Abzweig nach Los Romanes.
Nun ging es auf einem gut ausgebauten Sträßchen sehr serpentinenreich nach oben. Es gab fantastische Ausblicke auf den damals noch sehr gut gefüllten Stausee, doch wir waren froh als wir oben ankamen, denn der Weg zog sich und wollte kein Ende nehmen. Vom Ort aus wurden wir mit einem Panoramablick über den ganzen See und auf die Berge der Sierra de Tejede mit ihrem höchsten Berg La Maroma (2.065 Meter hoch) voll entschädigt.
Los Romanes ist ein typisches weißes Dorf, mit engen winkligen
Gassen, in denen man manchmal mit dem Auto mehrfach ansetzen muss, um eine Kurve zu umrunden. Zum Beispiel wenn man zum Bäcker will. Der hat seine Backstube ganz oben auf dem Hügel und hatte seine Tür geschlossen. Wir klopften also an, der Bäcker erschien, und als wir das leckere
Brot kaufen wollten, schüttelte er bedauernd seinen Kopf und erklärte uns, dass er nur auf Bestellung backe. Und diese Bestellung erhält er jetzt regelmäßig von uns. Gut ist, dass er eine Abholstelle im Gewürzladen von Nerja hat, wo wir es problemlos abholen können.
Es geht ziemlich eng zu
Genauso schwierig war es, zur Genossenschaft fürs Öl zu kommen, aber Joachim, mein Mann, ist ein begnadeter Autofahrer und sieht so etwas als Herausforderung an. Nach vorsichtiger Durchfahrt mehrerer Gässchen hatten wir unser Ziel erreicht, und bekamen sogar einen Parkplatz. Aber wenn alle drei Parkplätze vor dem Geschäft belegt sind, wendet man fast auf der Stelle. Hatten wir auch schon, das war dann eine neue Herausforderung für Joachim!
Inzwischen wissen wir sehr viel mehr über die Entstehung des Ortes, denn wir waren schon mehrfach dort. Und wie es in Spanien immer mal wieder vorkommt, gibt es natürlich auch einen kürzeren Weg aufwärts. Um ihn zu finden, lässt man die vorher erwähnte
Auffahrt links liegen, fährt an dem schön gelegenen Restaurant El Pantano vorbei und noch ein paar Kilometer weiter. Wenn man jetzt „sehr aufmerksam“ist, entdeckt man auf der linken Seite ein kleines Hinweisschild, das aber nur aus der Gegenrichtung kommend zu lesen ist, auf dem Los Romanes steht. Hier zweigt links eine kleine geteerte Fahrstraße ab, die auf kurzem Weg mit wenigen Kurven direkt ins Zentrum des Ortes führt. Er ist zwar kürzer, was sehr angenehm ist, aber dafür an einigen Stellen sehr steil.
Die Geschichte des Ortes begann im 16. Jahrhundert als nach der Christianisierung die Ländereien von Las Rozas de Vélez aufgeteilt wurden und sich Bauern in alten Häusern der Mauren ansiedelten. Eines der Bauernhäuser war das von „Román“, das wohl der Ursprung des sich entwickelnden Dorfes war. Die Bauern (Campesinos) urbanisierten das Hochland, bauten Getreide an und das Gebiet erhielt den Beinamen „Granero de la Axarquía“(Scheune oder Kornkammer der Axarquía).
Los Romanes blieb aufgrund seiner Hanglage und fehlender Straße lange Jahre isoliert, hatte kein fließendes Wasser und führte ein Schattendasein. Sanitäre Einrichtungen und eine Straße erhielt der Ort erst in den 1960er Jahren, und 1964 schlossen sich 80 Bauern zu einer Genossenschaft zusammen und gründeten die Cooperativa Santa Teresa de Jesús. Sie mieteten eine alte Ölmühle und begannen mit einer Steinmühle zu mahlen. Dabei erhielten sie eine Paste, aus der sie den Saft pressten und so Olivenöl erzeugten. Später kauften sie die Ölmühle und verbesserten die Anlage immer weiter. Heute hat sie moderne Mahlund Presssysteme und es werden durch mechanische Verfahren die charakteristischen Eigenschaften des Olivenöls erhalten und in eine hohe Kategorie eingeordnet.
Inzwischen ist Los Romanes auch touristisch erschlossen. Dazu beigetragen hat der Embalse de La Viñuela (Stausee von Viñuela), dessen Bau im Jahr 1982 begann und 1989 fertiggestellt wurde. Er war der größte Stausee in der Provinz Málaga, umfasst eine Fläche von 565 Hektar, ist 90 Meter tief und hat ein Fassungsvermögen von 164 Kubikhektometer. Über ein Jahr dauerte es, um ihn mit dem Wasser der in der Gegend fließenden kleinen Flüsse wie dem Rio Guara, Benamargosa, Vélez zu füllen. Und damals regnete es noch in Andalusien!
Der Stausee wurde gebaut zur besseren Versorgung der Bevölkerung und Bewässerung der Landwirtschaft.
Aber den Stausee gibt es derzeit nicht mehr, er ist fast leer. Nur noch neun Prozent seines Fassungsvermögens sind gefüllt, und er droht ganz auszutrocknen. Es ist unfassbar, und es tut weh, dieses Drama zu sehen.
Der Panoramablick von Los Romanes auf den Stausee können die Reisenden nun nicht mehr bewundern, aber der auf die Berge bleibt und lockt immer noch Reisende an. Übernachten kann man gut im kleinen Hotel Las Orquideas, das direkt an der Abhangkante von Los Romanes liegt. Leider ist das zugehörige Restaurant momentan geschlossen, aber in der Bar Cadenas gibt es Kleinigkeiten und Tapas zu essen.
Es lohnt sich also, einen Ausflug nach Las Romanes zu
unternehmen. Wir fahren immer wieder gern dorthin. Vor allem, bevor wir im Mai wieder nach Hamburg zurückkehren. Denn wir haben von Familie und Freunden immer Großbestellungen für Öl, das wir mitbringen sollen. Naja, dann fährt unser Auto auch nicht leer zurück.
Zum Schluss noch etwas zu dem Bäcker, der das ökologische Brot backt. Es ist ein kleiner Familienbetrieb, der die Umgebung und die Küste bis Málaga mit exzellentem Brot versorgt. Das Backen beginnt schon mit der Auswahl des Mehls, das aus biologisch angebauten Getreide stammt und größtenteils steingemahlen ist. Dadurch bleiben die Nährstoffe, Mineralien und Vitamine erhalten. Die Sauerteige werden auf traditionelle Weise in einem Backprozess über 24
Stunden hergestellt, in denen
die verschieden Teige angesetzt und erst am nächsten Tag gebacken werden.
Gebacken wird in traditionellen Steinöfen, die mit Olivenkernen und Mandelschalen beheizt werden. Das Ergebnis ist ein Brot mit einer herrlichen Kruste und aromatischem Geschmack, einfach lecker! Es gibt über zehn verschiedene Brotsorten mit langer Haltbarkeit. Bestellen kann man im Internet zwei Tage vor dem jeweiligen Backtag der Brotsorte unter www.elmastren.es.
Dazu ist es hilfreich, ein wenig Spanisch zu können. Die Seite ist jedoch so klar und übersichtlich, dass problemlos bestellt werden kann. Abgeholt wird es entweder
in Los Romanes oder in den auf der Internetseite aufgeführten Orten und Stellen. Die Übersicht erscheint, wenn man „Seleccione el punto de recogida“anklickt.
Sonia, die junge Frau des Bäckers, hat uns die Backstube und die Öfen gezeigt und die Arbeitsweise stolz erklärt. Und wir haben andächtig zugehört und staunten darüber, dass so etwas in diesem kleinen Ort möglich ist. Und der Bäcker hat auch ein schönes Motivationsmotto: Lassen Sie uns das Authentische wiederherstellen!
Mehr als Öl und Brot: Wir fahren immer wieder gerne nach Los Romanes