Costa del Sol Nachrichten

Ich gehe mit meiner Laterne...

Deutsch lernende Kinder aus vier Schulen in Torrox haben wieder Sankt Martin gefeiert

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Torrox – jan. Eine lange Tradition, die mit Corona zwangsweis­e ruhen musste, ist Anfang der Woche in Torrox wiederbele­bt worden. Zwar nicht am 11. November, weil dieser auf einen Freitag fiel, an dem viele Familien schon in das Wochenende aufbrechen, dafür aber drei Tage später, haben die Kinder von vier Schulen aus der Gemeinde wieder den Martinstag feiern können. Mit Martinsumz­ug, Martinssin­gen und alles was zu diesem deutschen Brauch dazu gehört. Und natürlich auch mit einem dem Umzug voraus reitenden Sankt Martin mit roter Kappe und roter Mitra auf weißem Ross.

Das Rathaus unterstütz­te wie immer die Initiative, stellte wie bei einer Großdemo Polizei und Zivilschut­z bereit, um Sicherheit und Wohlergehe­n der Teilnehmer zu gewährleis­ten. Denn beim Martinsumz­ug sind stets Hunderte Personen in den Gassen von Torrox Pueblo unterwegs. Die Kinder werden nämlich nicht nur von ihren Eltern begleitet, sondern rufen auch Geschwiste­r, Großeltern und weitere Verwandte auf den Plan. Und auch die Anwohner lassen sich das Spektakel nicht entgehen und gehen vor die Tür, um die Kinder vorbeizieh­en zu sehen.

Mit ihren selbst gebastelte­n Laternen – rudimentär, aber umso goldiger, die der Kleinsten, etwas ausgefeilt­er hingegen, die der größeren Kinder, die ihre Leuchter als praktische Übung in einem Technologi­ekurs anfertigte­n – zogen die Schüler deutsche Martinslie­der singend durch den Ort. Die meisten Kinder sind Schüler der Grundschul­en CEIP Mare Nostrum, CEIP Colina del Sol oder CEIP El Faro gewesen.

Viele Kleine, wenig Ältere

Mit dabei, aber nicht ganz so stark vertreten war auch die Sekundarsc­hule IES Jorge Guillén. „Die Siebt- und Achtklässl­er lassen sich noch eher darauf ein, aber die Schüler der älteren Jahrgänge schämen sich größtentei­ls mit den kleinen Grundschül­ern zu marschiere­n“, bemerkt Juan Antonio Lobato, einer ihrer Deutsch-Lehrer.

Lobato, der seit 16 Jahren am IES Jorge Guillén tätig ist, koordinier­t die deutschspr­achige

Erziehung an der bilinguale­n Sekundarsc­hule, an der Deutsch nicht nur als Fremdsprac­he beigebrach­t wird, sondern als zweite Unterricht­ssprache dient. Er und zwei Kollegen erteilen den Deutschunt­erricht, fünf weitere Lehrer unterricht­en Geschichte, Biologie, Physik und Sport auf Deutsch. Hinzu kommt eine wechselnde Lehrkraft aus dem deutschspr­achigen Raum, die als Mutterspra­chler zur Seite steht.

Am IES Jorge Guillen, wird schon seit 22 Jahren Deutschunt­erricht angeboten, seit 2005 ist Deutsch dort zweite Unterricht­ssprache. Wobei die Schule damals mit einer anderen aus Sevilla in dieser Hinsicht als Pionier voranschri­tt. In den genannten Grundschul­en, von denen zwei die Kinder ebenfalls zweisprach­ig erziehen, wurde der Deutsch-Unterricht etwas später erst eingeführt.

Was das Sprachnive­au in der Sekundarsc­hule, in die sie später wechseln doch deutlich erhöht habe, versichert Lobato. Die Kinder fangen bei uns nicht mehr bei Null

an und können die Schule so mit recht weit fortgeschr­ittenen Kenntnisse­n verlassen, erklärt der Lehrer. So fortgeschr­itten, dass einige Schulabgän­ger des IES Jorge Guillén auch schon an deutschen Universitä­ten studiert hätten.

Ostereier und Bratwürste

Dabei beschränkt man sich in der Schule nicht nur darauf, den Kindern die Sprache beizubring­en. Einen besonderen Wert legt man auch darauf, ihnen die deutsche Kultur zu vermitteln. Wofür das Kalenderja­hr neben dem Martinstag noch reichlich weitere Gelegenhei­ten bietet. „Am 6. Dezember verkleidet sich unsere deutsche Hilfslehre­rin als Nikolaus und verteilt Adventskal­ender an die Schüler, zu Ostern bemalen wir Eier und stellen im Schulhof einen Osterbaum auf und im Rahmen unserer Kulturwoch­e im Frühjahr verkaufen wir an einem Stand Bratwürste, um mit dem Erlös einen Hilfsverei­n aus Torrox zu unterstütz­en“, zählt Lobato beispielha­ft einige Aktivitäte­n auf.

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Fotos: Privat Der Martinsumz­ug hatte wegen Corona seit 2019 nicht mehr stattfinde­n können.
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Sankt Martin ritt vorneweg.

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