Madrid mobilisiert sich gegen Ayuso
Massendemonstration gegen Gesundheitspolitik in der Hauptstadtregion
Madrid – mar. Hunderttausende demonstrierten am Sonntag in Madrid gegen das Chaos im Gesundheitswesen der HauptstadtRegion. Die Proteste richten sich gegen die Madrider Regional-Präsidentin Isabel Díaz Ayuso, der vorgeworfen wird, das öffentliche Gesundheitssystem gezielt zum Vorteil der privaten Gesundheitsversorgung abzubauen und verwahrlosen zu lassen. Dies geschieht auf dem Rücken von Patienten sowie Pflegern und Ärzten.
Zugespitzt hatte sich die Lage im ohnehin schon zusammengesparten Gesundheitssystem Madrids, als das Landesgesundheitsministerium die sogenannten „urgencias extrahospitalarias“, also Notfall-Stützpunkte außerhalb von Krankenhäusern, wieder öffnete, um der überlaufenen Erstversorgung Herr zu werden. Die Einrichtungen wurden während der Corona-Pandemie geschlossen, weil das Personal in den Hospitälern gebraucht wurde. Nun wurden sie schlagartig wieder eröffnet, neues Personal dafür gab es aber keines.
Viele dieser medizinischen Anlaufstellen müssen – laut Anweisung der Regierung Ayuso – ohne Ärzte auskommen, die höchstens per Videokonferenz zugeschaltet werden sollen. Die Einrichtungen sind manchmal mit einer einzigen Pflegekraft und außerdem oft nur rudimentär mit Material und medizinischem Gerät ausgestattet. Lange Schlangen und völlig überfordertes Personal sind die Folge. Laut den Kritikern dieser Strategie sollen so fachärztliche Untersuchungen, aber auch Labortests und
Behandlungen an private Einrichtungen ausgelagert werden, die dann aus der öffentlichen Kasse der Seguridad Social bezahlt werden müssen.
Die Mitarbeiter der einzelnen „urgencias“erfuhren oft erst am Tag des Arbeitsbeginns per E-Mail von ihrer neuen Arbeitsstelle, die oft viel weiter weg als die vorherige lag, wie auch von ihren neuen Arbeitszeiten, sodass sie sich familiär nicht auf die neue Lage einstellen
konnten. Gefragt, ob sie einer Versetzung zustimmen, wurde kaum ein Mitarbeiter, auch für Ersatz an den alten Arbeitsplätzen wurde nicht gesorgt, die Krankenhäuser und regulären Gesundheitszentren hätten das „intern“zu klären, so das Landesgesundheitsministerium.
Das Fass zum Überlaufen brachte die für ihre populistischen Ansagen berüchtigte PP-Politikerin Ayuso aber durch zynische Bemerkungen auf Beschwerden aus den Reihen der Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Sie unterstellte ihnen unumwunden Faulheit und Sabotage, erklärte Gewerkschaften und Berufsverbände von
„Das öffentliche System wird zu Tode gespart, mit ihm Mitarbeiter und Patienten“
Ärzten und Pflegern zur fünften Kolonne der Regierung Sánchez.
Viele schwenkten bei der Großdemonstration weiße Taschentücher und erinnern so an die „marea blanca“, die weiße Flut, die bereits vor über einem Jahrzehnt gegen eine Privatisierungswelle von Krankenhäusern protestierte. „Wir sind die reichste Region Spaniens, aber jene, die am wenigsten in Gesundheit investiert“, erklärte einer der Redner auf der Abschlusskundgebung. Die Berufsverbände stimmten ein: „Ayusos Politik saniere nur private Anbieter, das öffentliche System werde aber zu Tode gespart, mit ihm Mitarbeiter und Patienten – wortwörtlich“.