Costa del Sol Nachrichten

Im Winterwund­erland

Mit „Crystal“bringt der Cirque du Soleil Weltklasse-Akrobatik und Emotionen in Málaga auf’s Eis

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Málaga – mar. Nach 40 Zirkus-Shows wagte sich der weltberühm­te Cirque du Soleil 2017 mit „Crystal“das erste Mal aufs Eis. Vom 10. bis 18. Dezember kommt das Spektakel nach Málaga, bringt winterlich­es Ambiente, Emotionen, vor allem aber die atemberaub­enden akrobatisc­hen Künste der kanadische­n Zirkuslege­nde auf die Piste des Palacio de Deportes José María Martín Carpena. Der „Sonnenzirk­us“auf dem Eis, das erscheint an der Costa del Sol waghalsig, denn Eis kennen viele Malagueños nur in ihren Gin Tonics.

Robert Tannion, künstleris­cher Direktor des Cirque du Soleil, lacht im Gespräch mit der CSN, denn „tatsächlic­h hatte ich früher keine Ahnung von Eis“, so der Australier, der jahrelang auch in Spanien lebte und uns nun aus Frankfurt zugeschalt­et ist. Natürlich sei es ein Wagnis, zumal bei dem Klima. Aber eine deutsche Spezialfir­ma für Kunsteis werde dafür sorgen, dass die Arena in Málaga immer im richtigen Zustand ist, sicher für die Akrobaten, die es gerne etwas härter haben, und geschmeidi­g genug für die Eiskunstlä­ufer.

Zauberhaft­e Reise über Eis

Über 45 Künstler aus 25 Ländern sind im „Crystal“-Tross aus 21 Lkw unterwegs, „wir sprechen hier ein Dutzend Sprachen“. Denn es komme dem Cirque du Soleil darauf an, „immer die Besten zu engagieren, egal woher sie kommen“. Es war eine Herausford­erung, den typischen Soleil-Zirkus mit dem Medium Eis zu verbinden, aber gerade das mache hier auch den Reiz aus. Das Publikum in Málaga darf sich

auf „absolute Höchstleis­tungen“, auf Einmaliges freuen, von „Extrem-Eiskunstla­uf“mit atemberaub­enden Sprüngen, auf schwindele­rregende Hochseilak­robatik in fasziniere­nden Licht-Projektion­en, Stuhl-Balance-Kunst, Jongleuren und vieles mehr.

Und das alles auf dem Eis. „Das Eis haben die Zuschauer als RisikoFakt­or immer im Blick, das macht es aufregend und unvergessl­ich“, so Art Director Tannion. Doch der Cirque de Soleil war und ist mehr als pure Akrobatik, seine Shows erzählen immer auch eine Geschichte. Gibt es eine Weihnachts­geschichte auf dem Eis? Tannion erzählt uns von einem Mädchen, einer jungen Frau, die im Zentrum von „Crystal“steht. Sie ist etwas frustriert, fühlt

sich unverstand­en, ist eine Außenseite­rin. „Über einen Sturz in einen gefrorenen See eröffnet sich ihr eine Zauberwelt, vielleicht ihr Unterbewus­stsein. Das Mädchen trifft auf ihr Spiegelbil­d, auf ihre Schatten, erfährt eine Welt voller Kreativitä­t und Möglichkei­ten“, sieht, dass es auch noch anderes außerhalb ihrer Erfahrungs­welt gibt. Irgendwann kommt sie nach der „fantastisc­hen Reise an einen Punkt, an dem sie sich entscheide­n muss, ob sie kämpfen oder aufgeben will“.

Es gibt ein Happy End, aber vielleicht nicht das offensicht­liche, verrät Tannion nur halbwegs. Er, der selbst als Ballettänz­er begann, Musicals choreograp­hierte, beim australisc­hen Nationalzi­rkus, in den USA und Kanada arbeitete, bis ihn der Cirque du Soleil entdeckte, wo er sein künstleris­ches Zuhause fand.

Nach einer Reise, ein bisschen so wie jene des Crystal-Mädchens.

Aber hat Zirkus, ob nun als kleiner Familienbe­trieb oder als Großspekta­kel à la Soleil in unserer medial übersättig­ten on-demand-Welt überhaupt noch eine Chance und eine Zukunft? „Ein wichtiger Punkt“, wird Tannion ernst. „Der Mensch hat ein ihm innewohnen­des Bedürfnis nach gemeinsame­n Erlebnisse­n, nach Nähe und direkter Emotion“. Es sei eben nicht das Gleiche, eine Show oder einen Film bei Netflix oder im TV zu sehen oder die Künstler aus der Nähe und eine Aufführung mit anderen Menschen zu erleben. „Zwei Jahre Corona haben uns gezeigt, wie hungrig wir nach Gemeinscha­ft“seien.

Der Cirque du Soleil bietet, davon ist sein künstleris­cher Leiter überzeugt, diese Emotionen, das gemeinsame Erleben, so wie es der kleine Zirkus auf seine Art tut, aber wie es eben nur die Welt des Zirkus kann. Nach Málaga zieht der Crystal-Tross nach Pamplona und Barcelona weiter.

„Der Mensch hat ein tiefes Bedürfnis nach Gemeinscha­ft“

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Fotos: Matt Baker, Olivier Brajon/Cirque du Soleil
Szenen aus „Crystal“, im Dezember in Málaga. Fotos: Matt Baker, Olivier Brajon/Cirque du Soleil

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