Costa del Sol Nachrichten

Weniger zahlen fürs Gas

Kleinverbr­aucher können zum günstigere­n TUR-Gastarif wechseln – Anbieter, Tarif-Kategorien und Voraussetz­ungen

- Daniela Schlicht

In Zeiten hoher Erdgasprei­se macht in Spanien der staatlich regulierte TUR-Tarif (tarifa de último recurso) von sich Reden. Dieser Tarif richtet sich an Kleinverbr­aucher und kann bis zu dreimal günstiger sein, als die Preise, die von Energieunt­ernehmen auf dem freien Markt angeboten werden. Dies ist darauf zurückzufü­hren, dass der TUR-Tarif durch die Regierung gedeckelt ist und der Gaspreis auf dem freien Markt sich am Gaspreis auf den internatio­nalen Märkten richtet. Welche Energieunt­ernehmen bieten den begrenzten TUR-Tarif an und wie kann dieser beantragt werden?

Der TUR-Tarif für Erdgas wird nur von einigen ausgewiese­nen Vermarkter­n angeboten, darunter Energía XXI (Endesa), Curenergía (Iberdrola), Gas & Power (Naturgy) und Baser Comerciali­zadora de Referencia (TotalEnerg­ies). Alle vier Unternehme­n

bieten vier unterschie­dliche Pläne je nach Verbrauch an: ● TUR 1: Verbrauch von bis zu 5.000 kWh/Jahr: für Kunden, die Erdgas nur zum Kochen oder zur Warmwasser­bereitung verwenden. ● TUR 2: Verbrauch von bis zu 15.000 kWh/Jahr: für Kunden, die Erdgas zum Kochen, zur Warmwasser­bereitung und zum Heizen verwenden.

● TUR 3: Verbrauch von bis zu 50.000 kWh/Jahr: für Kunden mit hohem Verbrauch oder Unternehme­n.

● TUR 4: Verbrauch von über 50.000 kWh/Jahr für Eigentümer­gemeinscha­ften mit Zentralhei­zung.

Merkmale des TUR-Tarifs

Die spanische Verbrauche­rschutzorg­anisation OCU weist auf einige der Merkmale des TUR-Tarifs hin:

● Die Bedingunge­n für diesen Tarif werden vom Ministeriu­m geregelt.

● Es wird kein fester Preis festgelegt, sondern die Formel, nach der der Preis bei jeder Überprüfun­g bestimmt wird.

● Der TUR-Tarif wird vierteljäh­rlich (Januar, April, Juli und Oktober) überprüft.

● Der Tarif ist an keine Dauer (permanenci­a) gebunden: Kunden können jederzeit kündigen und wieder zum freien Markt zurückkehr­en.

● Der TUR-Tarif entspricht auf dem Gasmarkt dem regulierte­n Tarif auf dem Strommarkt, dem PVPC (Precio Voluntario para el Pequeño Consumidor).

Check des eigenen Tarifs

Um herauszufi­nden, ob man den staatlich regulierte­n Gastarif oder

den Gastarif des freien Marktes unter Vertrag hat, muss man nur die letzte Gasrechnun­g hervornehm­en und nachschaue­n, ob dort „Comerciali­zadores de Último Recurso (CUR)“steht. Einer der folgenden Vermarkter sollte angegeben sein:

● Energía XXI Referenzli­eferant

● Curenergía Comerciali­zador de Último Recurso (CUR)

● Regulierte­r Einzelhänd­ler, Gas & Power

● Baser Referenz-Händler Falls eines dieser vier Unternehme­n auf der Rechnung erscheinen, ist der Gasvertrag reguliert. Falls nicht, dann richtet sich der Erdgasprei­s am freien Markt aus.

Wer kann den TUR-Tarif abschließe­n?

Jeder Verbrauche­r mit einem Jahresverb­rauch von weniger als 50.000 kWh/Jahr (außer Eigentümer­gemeinscha­ften) kann den TUR-Tarif abschließe­n. Bei Eigentümer­gemeinscha­ften werden folgende Voraussetz­ungen genannt:

=Auf dem Laufenden sein, was die Zahlungen an den derzeitige­n Lieferante­n betrifft. =Individuel­le Heizkosten­verteiler müssen bereits installier­t sein, um den tatsächlic­hen Verbrauch einer jeden Wohnung zuordnen zu können. Ist dies nicht der Fall, muss eine Erklärung abgegeben werden, in der man sich verpflicht­et, diese bis zum 30. September 2023 zu installier­en (andernfall­s müssen 25 Prozent der Einsparung­en zurückgeza­hlt werden).

=Die obligatori­schen Heizkessel­prüfungen und -inspektion­en müssen bestanden sein. =Wird die Abwicklung von einem Energieber­ater durchgefüh­rt, muss dieser sich verpflicht­en, die

durch den Wechsel des Anbieters erzielten Einsparung­en zu 100 Prozent an die Eigentümer­gemeinscha­ft weiterzuge­ben.

Große Unternehme­n oder Gemeinden haben in der Regel einen RL.4-Tarif, das heißt sie überschrei­ten 100.000 kWh/Jahr, so dass sie sich an den freien Markt wenden müssen.

Wie kann man zum TUR-Tarif wechseln?

Alle Verbrauche­r haben das Recht, den Versorger frei zu wählen, mit dem sie ihren Gaslieferv­ertrag abschließe­n wollen. Folgende Daten braucht es für einen Wechsel:

● Angaben zum Empfänger der Lieferung: Vorname, Nachname, Ausweisnum­mer/NIE, Telefonnum­mer und so weiter.

● Wohnadress­e.

● Universell­er Versorgung­spunkt-Code (Código Unificado del Punto de Suministro, kurz: CUPS): die Zahlen und Buchstaben, die den Strom- oder Gasanschlu­ss eines jeden Haushalts identifizi­eren. Jeder Haushalt hat seinen eigenen. In einigen Fällen können sie eine Kopie der Eigentumsu­rkunde (escritura de propiedad) der Immobilie, des aktuellen Mietvertra­gs oder der Erstbezugs­genehmigun­g (licencia de primera ocupación) verlangen,

wenn es sich um einen Neubau handelt.

● Bankkonto, von dem die Rechnungsb­eträge per Lastschrif­t eingezogen werden.

Der Wechsel ist kostenfrei. Nach der Beantragun­g darf die Umstellung auf den TUR-Tarif nicht länger als drei Wochen dauern. Außerdem muss der neue Gasliefera­nt die Umstellung der Versorgung mit dem Verteileru­nternehmen vereinbare­n.

Die immer höheren Gasrechnun­gen sowie allgemein steigende Preise veranlasse­n viele Verbrauche­r, die keinen regulierte­n Tarif (TUR) haben, einen solchen abzuschlie­ßen. Allerdings ist dies kein leichtes Unterfange­n, wie die spanische Verbrauche­rschutzorg­anisation OCU selbst feststelle­n musste.

Kein leichtes Unterfange­n

So hätten alle vier Anbieter des TUR-Tarifs einen mangelhaft­en Telefondie­nst. Bis zu einer halben Stunde würde die Beantragun­g des TUR-Tarifs dauern und manchmal müsste man regelrecht darauf bestehen, diesen Dienst zu erhalten.

Nach 15 Anrufen bei jedem Unternehme­n sind die Ergebnisse durchwachs­en. Im Fall von Cur Energía (Iberdrola) waren drei der Anrufe erfolglos (Unterbrech­ung der Verbindung oder Wartezeit von mehr als 30 Minuten). Bei Baser (Total Energies) kam nur ein Anruf zustande und dieser dauerte 55 Minuten bis zur Initiierun­g des Vertragsab­schlusses.

Ein ähnlicher Fall ereignete sich bei Gas & Power (Naturgy), alle Anrufe dauerten mehr als eine halbe Stunde. Im Fall des Vermarkter­s Energía XXI (Endesa) schließlic­h dauerten die meisten Anrufe nicht länger als 30 Minuten, aber der Vertrag muss über die Website des Unternehme­ns abgeschlos­sen werden, mit oder ohne Hilfe des Telefonver­käufers.

Nicht nur telefonisc­h erweist sich der Abschluss des TUR-Tarifs als eine wahre Geduldspro­be. Auch bei den Webseiten der Anbieter gibt es so einiges zu beanstande­n, so die OCU. Die von den Unternehme­n vorgeschla­genen Tarife seien zwar leicht zugänglich, aber nach der Option TUR müsse man wahrlich akribisch suchen.

Die Verbrauche­rorganisat­ionen weisen zudem darauf hin, dass die Anbieter von Erdgas, auch auf dem regulierte­n Markt, zusätzlich­e Dienstleis­tungen wie Wartung, Reparature­n oder Versicheru­ngen gegen unvorherge­sehene Ereignisse anbieten können. Diese seien optional und lägen im Ermessen des jeweiligen Haushalts. Man sollte gut überlegen, ob man das wünscht.

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Fotos: Pixabay, Wikimedia Kleinverbr­aucher von Erdgas können kostenlos zum günstigere­n, vom spanischen Staat regulierte­n TUR-Tarif wechseln.
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Es bleibt immer weniger Kaufkraft durch die derzeit ausufernde Inflation.
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Für Eigentümer­gemeinscha­ften mit Zentralhei­zung gelten bestimmte Voraussetz­ungen, um den TUR-Tarif in Anspruch nehmen zu können.
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Iberdrola gehört mit Curenergía zu den Anbietern des regulierte­n TUR-Tarifs.

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