Eine zweite Chance
Gnadenhof Todos los Caballos del Mundo kümmert sich um misshandelte Pferde
Estepona – dan. Die Münchnerin Brigitte Alfaro war 20 Jahre lang im Informatikbereich mit Übersetzungen und Schulungen tätig bis sie die Nase voll hatte. „Auf einer Autoreise durch Spanien im Jahr 2000 hatten mein Mann und ich uns in Estepona verliebt und spontan eine kleine Wohnung fürs Alter gekauft. Also lag es nahe, den neuen Lebensabschnitt an die Costa del Sol zu verlegen“, erzählt Brigitte Alfaro.
Wie viele Mädchen träumte auch sie in ihrer Kindheit von Pferden, doch den ersten ernsthaften Kontakt zu Pferden hatte sie erst im Alter von 55 Jahren. Mit ihrem neuen Wohnsitz in Estepona sollte ihr Traum vom Reiten in Andalusien wahr werden. Es dauerte jedoch noch weitere drei Jahre, bis sie einen geeigneten Reitstall fand, wo sie neben klassischem Reitunterricht auch Kurse in natürlicher Dressur und Pferdekommunikation absolvierte.
Im November 2019 erfuhr sie zum ersten Mal vom Gnadenhof „Todos los caballos del mundo“(damals CYD Santa María). „Mir gefiel die gesamte Anlage, das
Ambiente, die Zusammenarbeit der Freiwilligen, die Besitzerinnen Concordia und Virginia. Unter den vielen Pferden hatte Caliza es mir angetan, sodass ich mich zu einer Patenschaft entschloss“, erinnert sich Brigitte Alfaro.
Von da an fuhr sie samstags nach Alhaurín el Grande, um bei der Pferdepflege und beim Ausmisten zu helfen. „Manche feiern lieber und mögen es laut, andere machen Yoga oder Sport um runterzukommen. Mir hilft bei Stress oder Sorgen der Umgang mit Caliza, da vergesse ich alles andere. Das machte riesigen Spaß, bis Corona mit den strengen Einschränkungen kam und der Gnadenhof für alle Helfer geschlossen blieb. Ich habe Caliza so sehr vermisst“, erzählt die Münchnerin.
Mittlerweile hat sich die Situation wieder normalisiert. Doch wie bei vielen Tierheimen hat die Corona-Krise dazu geführt, dass auch der Gnadenhof einen großen Teil seiner Finanzierung verloren hat und mehr denn je auf Freiwilligenarbeit und Sponsoring von Unternehmen und Einzelpersonen angewiesen ist.
Brigitte Alfaro hat in all den Jahren die oft schrecklichen Vorgeschichten der Pferde kennengelernt, die entweder misshandelt oder einfach ausgesetzt wurden und oft nahe dem Verhungern oder Verdursten waren. „Wenn man diese Pferde heute sieht, kann man ihre Geschichte kaum glauben. Die meisten sind so friedlich, zutraulich und voller Liebe, weil sie im Gnadenhof erfahren durften, dass ihnen niemand Schmerzen zufügt und sie einfühlsam behandelt werden. Daraus kann man so viel lernen: vergessen, vergeben, wieder stark werden und Freude empfinden. Einigen anderen Pferden wiederum sieht man ihre körperlichen Wunden noch an und ihre seelischen Verletzungen kann man spüren. Am liebsten würde ich weitere Patenschaften übernehmen, aber das schaffe ich zeitlich und finanziell nicht.“
Todos los Caballos del Mundo rettet seit mehr als 20 Jahren Pferde und andere Tiere in ganz Spanien. Es ist eines der größten Refugien in Europa und beherbergt zur Zeit 200 Tiere. Neben Pferden finden auch Hunde, Katzen, Frettchen, Schildkröten und Hühner liebevolle Aufnahme und Pflege. „Unser größter Erfolg ist zweifellos jedes gerettete Leben, jedes vermiedene Leiden. Stolz sind wir auch auf unsere Beteiligung an der Ausarbeitung des Königlichen Erlasses 804/2011, dank der Pferde als Haustiere anerkannt und ihr rechtlichen Schutz erweitert wird“, erklärt Virginia Solera, Gründerin und Leiterin des Vereins.
„Man kann von diesen Pferden so viel lernen: vergessen, vergeben, wieder stark werden und Freude empfinden“