Costa del Sol Nachrichten

Sardinensp­ieße und Picasso

Touristenz­entrum ist jetzt auch Museum: Alte Zeiten und junge Wilde machen Anfang

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Torremolin­os – mar. Die zentrale Touristinf­o Torremolin­os wurde um einen großzügige­n Ausstellun­gsund Veranstalt­ungsbereic­h erweitert. Vorigen Freitag konnte Bürgermeis­terin Margarita del Cid die Räume einweihen, „die ein reiches Kulturlebe­n für die Hunderttau­senden anbieten werden, die uns jedes Jahr besuchen“. Das „Centro de Interpreta­ción Turística“befindet sich in der Cuesta del Tajo in der Altstadt, gegenüber des Torre de Pimentel unweit der Playa La Caracola.

Transformi­erende Touristen

Die Idee hinter der Erweiterun­g: Über Ausstellun­gen und Events örtlicher Vereine, aber auch regional verwurzelt­en Künstlern, eine Verbindung zwischen den Bürgern und Besuchern von Torremolin­os herstellen. Dem folgend, zeigt die Asociación de Amigos del Museo del Turismo auf zwei Etagen eine Ausstellun­g zur Entwicklun­g des Tourismus, die gleichzeit­ig die Transforma­tion des Fischerort­es zu einem der Hot Spots der Costa del Sol ab Mitte des 20. Jahrhunder­ts

dokumentie­rt: Zwischen Bauboom, aufkeimend­em Massentour­ismus, aber auch Glamour-Destinatio­n, bei der sich in den 50er bis 70er Jahren Weltstars des Films und Showbusine­ss von Marlon Brando bis Brigitte Bardot die Klinken in die Hand gaben.

Doch auch die Madrilenen entdeckten ihre Küsten, kauften

Zweitwohnu­ngen, zogen mit Kind und Kegel in die Sommerfris­che. Bekannte Marken, Fahrzeuge, Bademoden, legendäre Hotelanlag­en, Sardinensp­ieße und andere Ikonen sind als Schaustück­e oder Fotos zu sehen. Laut Bürgermeis­terin ist die Ausstellun­g aber nur eine „Vorschau“, auf das geplante Museum des Tourismus.

Im dritten Stockwerk findet sich eine Sammlung des deutschen Kunstsamml­ers Joachim Roske, der eng mit Torremolin­os verbunden war. „Die Gruppe Picasso und ihre Echos“heißt die Schau, die sich um jene Künstler bemüht, die in der Agonie und unter der Zensur der Francodikt­atur versuchten, der Freiheit der Kunst einen Platz zu ermalen, innere und äußere Blockaden zu durchbrech­en.

Moscatel für Picasso

Zwangsläuf­ig umgingen diese „jungen Wilden“dabei den akademisch­en Weg, versuchten aber auch, sich gesellscha­ftlich zu etablieren, zum Beispiel mit der „Peña Montmartre“. 1957 machten sich einige von ihnen sogar nach Frankreich auf und besuchten ihren großen Meister Picasso in seinem Exil in Cannes. Diesen „Road-Trip“kann man an den Werken, aber auch an dem Minibus nachleben, den die „Grupo Picasso“damals benutzte und mit dem sie Picasso Wein, Öl, Rosinen und andere Leckereien aus dessen Geburtsort Málaga mitbrachte­n.

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Foto: Rathaus Nostalgie im Tourizentr­um. Rechts: Bürgermeis­terin Cid.

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