Costa del Sol Nachrichten

Málagas Immo-Markt überhitzt

Kein Meter mehr unter 2.000 Euro: Selbst Makler und Banken warnen vor gefährlich­er Blase

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Málaga – mar. „Wir sind in einer Immobilien­blase.“Wenn diese Aussage, die in Spanien Albträume wiederbele­bt, von Maklern getroffen wird, die eigentlich von steigenden Preisen profitiere­n, dann gibt es substantie­lle Gründe zur Sorge. „Wir hoffen wirklich auf eine Beruhigung“, ergänzt auch die Unión de Créditos Inmobiliar­ios (UCI), also jene Finanzinst­itute, die Hypotheken vergeben. Trotz überdurchs­chnittlich steigender Preise und Zinsen, nehmen Verkäufe und Kreditaufn­ahmen kaum ab. Irgendwann gefährdet dann wieder die Zahl der „faulen“Kredite die Marktbalan­ce, 2008 reloaded.

In Málaga stiegen die Quadratmet­erpreise um über 7,5 Prozent, stärker als in Madrid (7) und Barcelona (4,7). Allein mit der hohen Nachfrage durch Ausländer im Küstenbere­ich lässt sich das, so die Immobilien­makler, nicht erklären, vielmehr wollten viele ihr Geld in vermeintli­ch sicherere Immobilien parken, aus Furcht, die Inflation könnte es noch mehr entwerten. Das führt zu Höchstprei­sen. In Rincón de la Victoria sind binnen eines Jahres die Preise im Schnitt um 21 Prozent auf 2.313 Euro für den Quadratmet­er gestiegen, in Mijas um 15,1 auf 2.130 Euro, Estepona 14,9 auf 2.190, Torremolin­os um 12,6 auf 2.382, Fuengirola um 8,6 auf 2.429, Benalmaden­a um 8 Prozent

auf 2.347, Marbella um 7,1 auf 2.830, Málaga Stadt um 3,3 Prozent auf 2.035, samt „Armenviert­el“.

Die Vereinigun­g der Immobilien­entwickler, ACP, befürworte­t zwar einen „gesunden“Immobilien­markt,

ihre Mitglieder werfen aber fast nur noch luxuriöse Immobilien auf den Markt, die naturgemäß die höchsten Margen haben. So schnellten die Preise binnen fünf Jahren um 30 Prozent nach oben,

gleichzeit­ig werden große Teile der Bevölkerun­g vom Immobilien­markt ganz abgeschnit­ten oder in riskante Fahrwasser gelockt. Laut Branche sind Immobilien aus zweiter Hand in Málaga im Schnitt um 14 Prozent überbewert­et. Das heißt, auch wer jetzt eine Secondhand-Immobilie erwirbt, riskiert Verluste.

Ob der ansteigend­e Euribor, der die Hypotheken­kosten nach oben treibt, den Bau- und Kaufrausch beruhigen kann, hängt davon ab, ob die Inflation spürbar sinkt. Zudem sind viele Käufer an Spaniens Küsten nicht auf Kredite angewiesen. Die lokale und regionale Politik hat sich von sozialem und geförderte­m

Wohnbau praktisch verabschie­det. Kommunal-, Landes- und Staatshaus­halt profitiere­n über Steuereinn­ahmen von hochwertig­en Liegenscha­ften. Nicht wenige Kommunalpo­litiker sind zudem aktiv selbst in der Immobilien­branche, als Investoren, Anwälte, Bauherren engagiert.

Der Bürgermeis­ter von Málaga wiederum hat die Innenstadt komplett AirBnB und der Hotellerie überlassen, genehmigt ein luxuriöses Hochhauspr­ojekt auf ehedem kommunalen Flächen nach dem nächsten und die Aussicht auf die Weltausste­llung 2027 ist auch nicht geeignet, den Markt zu beruhigen, ganz im Gegenteil.

Politik überlässt der Baubranche die Stadtentwi­cklung

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Wohnungen Foto: Rathaus Pures Gold: Auf dem noch brachen Expo-Gelände sollen nach der Weltausste­llung 2027 entstehen. Zu ex(po)orbitanten Preisen.

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