Weiße Flut erfasst Andalusien
Demonstranten werfen Landesregierung Lobbyismus auf Kosten des Gesundheitssystems vor
– mar. Die Proteste des Gesundheitssektors in PP-geführten Regionen haben nach Madrid auch Andalusien erreicht. Die „marea blanca“, die „weiße Flut“, schwappte am vorigen Samstag durch Sevilla, Granada, Cádiz und Algeciras. Alle wichtigen Gewerkschaften und Berufsvereinigungen des Sektors, dazu linke Parteien, mobilisierten rund 20.000 Menschen, die gegen den „herbeigeführten Kollaps in der Erstversorgung“demonstrierten. Die Polizei sprach von 4.500 Teilnehmern. „Die Realität in den Gesundheitszentren und Krankenhäusern ist besorgniserregend, das Chaos betrifft uns Mitarbeiter genauso wie die Patienten“, beklagt Esperanza
Morales, Hausärztin, in einem verlesenen Manifest. „Es geht nicht nur um mehr Ärzte und Pfleger, es geht vor allem um bessere Arbeitsbedingungen, vertragliche Sicherheit“, so die Veranstalter.
Immer mehr Personal würde aus dem öffentlichen System „fliehen, während die Regierenden den privaten Gesundheitssektor fördern“, den sich aber nicht alle leisten könnten. „Es ist bei uns noch nicht so schlimm wie in Madrid, aber wir sind auf ‚gutem‘ Weg dahin“, über 1.200 Pflegekräfte und 300 Ärzte hätten in diesem Jahr Andalusien den Rücken gekehrt, so Marea Blanca-Sprecher Sebastián Martín. Der zerlegte auch die Rechnung, die die PP-Landesregierung
von Juanma Moreno aufmacht, wonach die vier Milliarden Euro für den Gesundheitshaushalt eine Steigerung um 18 Prozent ausmache. „Das sagt noch nichts darüber, wie viel tatsächlich in den öffentlichen Sektor fließt“, so Martín. Mittlerweile würde jeder dritte öffentliche Euro ins private System abfließen. Die Zahl der Patienten, die ins private System mit öffentlichen Geldern ausgelagert würden, steige 2023 nämlich um 25 Prozent.
System wird leer gesaugt
Zudem hänge die Zukunft der 12.000 verbliebenen Angestellten, die im Zuge von Covid mit zentralen Geldern ins System kamen (8.000 wurden bereits entlassen) „in der Luft“. Ihre Verträge laufen zum 31. Dezember aus. „Schon jetzt fehlen 4.000 Angestellte für die Erstversorgung und 4.000 weitere, damit 20 öffentliche Krankenhäuser auch nachmittags Patientensprechstunden abhalten können“. „Sie erzählen uns immer, die Kooperation zwischen öffentlichem und privatem System sei nützlich und notwendig. Doch in Wirklichkeit, geht es nur darum, das öffentlich finanzierte System leer zu saugen. Private Versicherer wollen weder über 65-Jährige noch chronisch Kranke“, so Martín. Für Dezember sind weitere Demos auch in anderen Städten vorgesehen, sowie Streiks.