Hochfliegende Olivenkerne
220 Flugzeuge starten von Sevilla mit Oliven-Biokraftstoff: PR-Gag oder Flug in die Zukunft?
Sevilla – mar. Für Cepsa ist es ein Meilenstein hin zu sauberer Energieversorgung und nachhaltigem Verkehr, für kritische Beobachter nur Greenwashing eines Energiekonzerns im Eigentum des Staatsfonds von Abu Dhabi. 220 Flüge von fünf Fluggesellschaften heben dieser Tage vom Airport Sevilla mit Bio-Kerosin ab, das aus Überresten der Olivenölproduktion stammt. Die Beimischung ersetzt allerdings nur 4,5 Prozent des herkömmlichen Kerosins, aber, so Cepsa, das seien deutlich mehr als die von der EU ab 2025 geforderten zwei Prozent.
Hälfte noch ungenutzt
Den Biokraftstoff produziert Cepsa in seinem Werk in La Rábida in Huelva als Resteverwertung von Material, das ohnehin vorhanden ist, in Andalusien zudem in Unmengen. Für diesen Biokraftstoff werden also keine gesonderten Flächen beackert, wie zum Beispiel bei Rapsöl. Außerdem liefern Olivenkerne, genauer -steine (auf Spanisch Knochen, huesos) den höchsten Heiz- und Brennwert aller vergleichbaren biologischen Quellen. Eine Studie der Uni Jaén berechnete, dass die andalusische Landwirtschaft ihren gesamten Energie- und Kraftstoffbedarf, sei es für Pumpen, Fahrzeuge oder verarbeitende Maschinen aus OlivenResten decken könnte.
Von den 900.000 Tonnen, die jährlich anfallen, würde aber bisher weniger als die Hälfte, 2021 waren
es 325.000 Tonnen, energetisch vermarktet. Koppelte der Agrarsektor den Biokraftstoff mit dem Potential von Wind- und vor allem Sonnenenergie, könnte Andalusiens Landwirtschaft bald Geld mit Energie verdienen, zumal Biokraftstoffe gut dezentral, zum Beispiel auch in Destillerien hergestellt werden könne. Dabei profitiere nicht zuletzt auch die Umwelt. Kritiker wenden ein, dass der Energiebedarf für die Herstellung von Biokraftstoffen hoch und nicht überall durch Erneuerbare gedeckt sei. Auch sei die Beimischung noch viel zu gering,
Cepsa wolle sich lediglich im wachsenden Markt positionieren, im Vorjahr betankte der Konzern, der gewaltige acht Prozent der andalusischen Wirtschaftsleistung erbringt, 40.000 Flugzeuge mit seinem Mischkraftstoff.
Während sich Cepsa- und Flughafenmanager gegenseitig als Pioniere auf die Schultern klopfen,
lenkt der Direktor der Firma Exolum, die die Bioreststoffe einsammelt und vorbereitet, den Blick auf die noch mangelhafte Infrastruktur für Lagerung und Betankung für Biokraftstoffe in Spanien. Bis zu 50 Prozent Beimischung zu konventionellen Kraftstoffen seien heute machbar, ohne die Fahrzeuge umrüsten zu müssen, so Iván Saco, bei Flugzeugen sieht das aber noch anders aus. Doch, da E-Flugzeuge noch eine Weile Zukunftsmusik blieben, wären Biokraftstoffe eine wichtige Alternative auf dem Weg zu „sauberem Tourismus“.
Bauern könnten mit Energie aus Olivenresten Geld verdienen