Spanier und ihre Nachnamen
Warum auf spanischen Haustürschildern selten die Nachnamen der Bewohner stehen
Nun vielleicht ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass an Wohnblöcken an den Türklingeln nur Ziffern und Buchstaben stehen, aber keine Namen. Das ist natürlich zum einen eine genaue Bezeichnung der Wohnung z.B 6ªB heißt im sechsten Stock die Tür B, aber zum anderen ist es auch rein praktisch fast unmöglich alle Nachnamen der Bewohner auf einem Klingelknopf unterzubringen. Denn es gibt in Spanien keinen Familiennamen, so wie in Deutschland oder England. Dort gibt der Nachname an, zu welcher Gruppe, welchem Clan oder eben Familie man gehört. Das gibt Zugehörigkeit und Schutz. Bei der Hochzeit wird traditionell die Frau in die neue Familiengruppe aufgenommen und sie bekommt den neuen Namen.
In Spanien ist das anders: Jeder Spanier hat zwei sogenannte Apellidos, das ist die unserem Nachnamen entsprechende Personenbezeichnung. Der erste Apellido ist der erste des Vaters und der zweite der erste der Mutter. Die Frau behält Ihre Apellidos immer, auch wenn sie heiratet. Denn die Apellidos bezeichnen den Urspung einer Person, seine Wurzeln. Das gibt Selbstbewusstsein und Identitätsverständnis.
Und die Wurzeln ändern sich nicht durch eine Heirat. Die Spanier sind darauf übrigens sehr stolz und können gar nicht so gut verstehen, wie man seinen Namen aufgeben kann. Zum Beispiel: Heißt der Vater Juan González Pérez und die Mutter María Sánchez Rodríguez, so heißen alle Kinder mit
Nachnamen González Sánchez.
Vielleicht haben sie schon mal ein spanisches öffentliches Formular ausgefüllt, da werden sie nach dem Vornamen Ihres Vaters und Ihrer Mutter gefragt. Weil dadurch die Identität einer Person schon sehr genau bestimmt werden kann oder zumindest war das in der Vergangenheit und vor allem im ländlichen Raum möglich, denn man hatte ja automatisch die Nachnamen der Eltern. Im Gegensatz dazu waren die Geburtsdaten oftmals falsch eingetragen, denn es wurde oft, vor allem bei Hausgeburten, der Tag registriert an dem das Kind gemeldet wurde.
So nun wohnt in einer Wohnung eine Familie, dann müssten da vier bis sechs Namen stehen, um alle zu bezeichnen – also praktisch unmöglich auf diesen kleinen Klingelschildern.
Übrigens ändern sich natürlich die Traditionen und Namensgesetzgebungen. So wie in Deutschland nun die Frau ihren Namen nach der
Eheschließung behalten kann oder Doppelnamen vergeben werden, so kann man auch in Spanien beantragen, die Reihenfolge seiner Apellidos zu ändern. Bei den Portugiesen ist übrigens der erste Apellido immer der der Mutter, schließlich ist diese die verifizierte.
Und noch eine Kuriosität. Künstler spielen oftmals mit ihren Apellidos, so hieß Picasso eigentlich Pablo Ruiz Picasso, sehr zum Leidwesen seines Vaters unterschlug er dessen Ursprung. Der aktuelle Regierungschef von Spanien heißt Pedro Sánchez Pérez-Castejón, aber der Einfachheit halber wird der Doppel-Apellido der Mutter meist nicht erwähnt.
Man darf übrigens seinem Kind höchstens zwei Vornamen geben, da die Apellidos auch höchstens aus zweien zusammengesetzt sein dürfen – sonst passen sie einfach nicht auf die Ausweispapiere.