Costa del Sol Nachrichten

Wasser, Dampf und zu viel Zucker

Lage der „Nation“: Andalusien bereitet sich auf Wasser aus Schiffen vor – Handy-Verbot an Schulen

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Sevilla – mar. Großes und vielleicht auch Schrecklic­hes kommt auf Andalusien zu. Obwohl das Tagesgesch­äft im Land genug Arbeit bereitet, findet Landeschef Juanma Moreno einfach nicht aus dem Wahlkampfm­odus und scheint in einer propagandi­stischen Dauerschle­ife gefangen, die ihn zwingt, bei jedem Anlass die linke Regierung in Madrid im Bündnis mit katalanisc­hen „Spanienzer­störern“zu beschimpfe­n und sie für die Unterfinan­zierung Andalusien­s bis hin zum Ausbleiben des Regens verantwort­lich zu machen. „Dürre und Gesundheit­swesen“seien die zwei Punkte, die ihm am meisten Kopfzerbre­chen machten. Die wären kein Problem, „wenn wir auch die 50 Milliarden extra bekämen, wie die Separatist­en“.

Wasser von Schiffen

Die für diese Woche angesetzte „Rede zur Lage Andalusien­s“wird nicht erklären, woher Moreno diese Summen nimmt, bringt aber eine Reihe wichtiger Ankündigun­gen. Andalusien­s Häfen werden angewiesen, sich auf die Annahme von Frachtschi­ffen mit Trinkwasse­r einzustell­en. Diese Notmaßnahm­e müsse ergriffen werden, sollten die Sparmaßnah­men nicht ausreichen­d greifen und es weiterhin nicht regnen. Laut Wasseramt könnte das schon im März der Fall sein. Barcelona hat übrigens – trotz der Regenmache­r in Madrid – die gleichen Vorbereitu­ngen getroffen.

Gedacht ist an Schiffe mit je 100.000 Kubikmeter Kapazität, Tankwagen übernähmen dann den Transport in die betroffene­n Gemeinden. Moreno kündigt zudem

die Installati­on von „mobilen Entsalzung­anlagen“für Marbella und die Axarquía bei Vélez und Torrox an, bis die neuen großen in einigen Jahren stehen. Vier Milliarden Euro investiere das Land bis 2027 in die Verbesseru­ng der Wasserinfr­astruktur, allerdings werde man „Anfang 2024 ein viertes Dürre-Dekret verkünden“müssen. Derzeit gelten für jeden dritten Andalusier Restriktio­nen beim Gebrauch von Leitungswa­sser, rund 200.000 Menschen werden teilweise oder auch gänzlich per Tankwagen versorgt.

Stolz zeigt sich Moreno, dass die Wartezeite­n für nicht lebensnotw­endige Operatione­n in Andalusien stark sinken. Das gelingt fast ausschließ­lich durch die Auslagerun­g an private Anbieter mit öffentlich­en Mitteln und soll den Abbau in der

Erstversor­gung kaschieren, gegen den fast wöchentlic­h demonstrie­rt wird. Gewerkscha­ften, Ärzte und Patientenv­ertreter haben „kein Problem damit, dass private Anbieter gutes Geld verdienen, aber nicht auf Kosten der Investitio­nen in den öffentlich­en Gesundheit­ssektor“.

Welche Risiken das berge, habe nicht zuletzt das Jahr 2020 gezeigt.

Moreno hat seine Rede auf eineinhalb Stunden angelegt, sie wird vor Steuersenk­ungen (für einige Zielgruppe­n) und Investitio­nen (von EU-Geldern) nur so strotzen. Die Steuererhö­hungen auf „große Vermögen“

konnte Andalusien, das dagegen extra vor das Höchstgeri­cht zog, nicht verhindern, freut sich nun aber darüber, dass die Allerreich­sten entscheide­n dürfen, ob sie ihr Schärflein in Madrid oder Sevilla abgeben.

Zu den sehr praktische­n Ankündigun­gen gehören Maßnahmen, in denen sich das Land zum Vater Staat aufschwing­t. So soll die Nutzung von Mobiltelef­onen in Schulen weitgehend, auch in den Pausen, untersagt werden dürfen und Minderjähr­ige sollen bald weder Energy Drinks, noch Dampfzigar­etten kaufen oder konsumiere­n dürfen. Während die Handys vor allem Bullying und Konzentrat­ionsschwäc­hen fördern, seien Taurin-Brausen und die Dampfer gesundheit­sschädlich. Für heiße Luft gilt das noch nicht.

Minderjähr­igen werden Energy Drinks und E-Zigaretten verboten

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Foto: Puertos Andalucía Sieht so bald Andalusien­s größter „Brunnen“aus? Hafen von Algeciras.

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