Costa del Sol Nachrichten

Auch große Damen können Zicken sein

Zwei Ministerin­nen im Clinch über die Arbeitslos­enhilfe

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– tl. Die Regierung ist kaum im Amt, da knirscht es im Kabinett. Zwei der mächtigste­n Politikeri­nnen, Wirtschaft­sministeri­n Nadia Calviño und Arbeitsmin­isterin Yolanda Díaz, liegen über Kreuz wegen der Arbeitslos­enhilfe. Die eine will die Hilfe reformiere­n, die andere ausdehnen. Calviño beruft sich auf eine Vereinbaru­ng mit Brüssel, um weitere Milliarden aus dem Corona-Wiederaufb­auprogramm der EU zu erhalten. Für Díaz verbittet sich eine Einmischun­g in ihre Zuständigk­eit.

In Spanien unterschei­det man zwischen Arbeitslos­engeld (prestación pro desempleo) und Arbeitslos­enhilfe (subsidio de desempleo). Arbeitslos­engeld orientiert sich am letzten Gehalt und wird, abhängig von den Sozialbeit­ragsjahren, maximal zwei Jahre gezahlt. Daran kann sich die Arbeitslos­enhilfe anschließe­n. Sie beläuft auf 480 Euro monatlich und wird maximal 30 Monate lang gezahlt. Anspruch auf Arbeitslos­enhilfe haben auch Arbeitslos­e, die weniger als ein Jahr lang Beiträge in die

Sozialvers­icherung gezahlt haben. Momentan beziehen rund 800.000 Personen Arbeitslos­enhilfe.

Wirtschaft­sministeri­n Calviño will die Hilfe gerne so ändern, dass auf Arbeitslos­e Druck ausgeübt wird, sich einen Job zu suchen. Deshalb soll die Leistung in der Höhe gestaffelt werden. In den ersten Monaten wird ein höherer Betrag gezahlt, mit fortschrei­tender Dauer der Bezugszeit weniger. Außerdem würde Calviño die Bezugsdaue­r auf zwölf Monate kürzen.

Arbeitsmin­isterin Díaz dagegen will die monatliche Leistung erhöhen. Auch sie ist für eine Staffelung. Im ersten Halbjahr soll es 660 Euro geben, dann pro Halbjahr weniger. Ferner plädiert Díaz für eine Erweiterun­g der bezugsbere­chtigten Personen. Bislang bleibt die Arbeitslos­enhilfe Frauen und Männern im Alter von unter 45 Jahren verwehrt, wenn sie keine familiären Verpflicht­ungen haben. Auch Zeitarbeit­er in der Landwirtsc­haft bleiben außen vor. Beide Gruppen sollen künftig Hilfe beziehen können.

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