Ziegelsteine flüssig machen
Immobilienverrentung: Santander und Mapfre starten mit Umkehrhypothek
Madrid – tl. Viele Senioren besitzen eine schuldenfreie Immobilie und haben damit ein Pfund, mit dem man zwar nicht wuchern, aber das man „auf die alten Tage“zu Geld machen und damit die Altersrente aufbessern kann. Beispielsweise mit einer Umkehrhypothek.
In Spanien haben sich mit der Großbank Santander und dem Versicherungsriesen Mapfre zwei Schwergewichte zusammengetan und sind jetzt mit einem entsprechenden Produkt auf dem Markt. Beide haben zu diesem Zweck das Kreditinstitut Santander Mapfre Renta Vitalicia gegründet, das von der Banco de España genehmigt wurde. Mit der Kommerzialisierung der Umkehrhypothek begonnen wird zunächst in der Region Madrid in den jeweiligen Mapfre-Büros und Santander-Geschäftsstellen.
Die Umkehrhypothek ist in den USA und Großbritannien ein beliebtes Modell für ältere Immobilienbesitzer, um Ziegelsteine flüssig zu machen. In Spanien hat es bislang lediglich eine Handvoll kleinerer Anbieter gegeben, die mit dem Modell einer Umkehrhypothek operieren.
Laut dem Generalrat der Notariate gab es im vergangenen Jahr nur 549 Vertragsabschlüsse für diese Form der Immobilienverrentung. Dabei wäre Spanien ein durchaus geeigneter Markt.
Bei einer Umkehrhypothek erhalten Senioren ein Darlehen, ähnlich wie bei einem Baukredit, und hinterlegen ihre Immobilie als Sicherheit. Das Modell, das Santander und Mapfre anbieten, unterscheidet sich indes von der klassischen Variante der Umkehrhypothek. Die Eigentümer erhalten hier ein Darlehen von etwas weniger als 50 Prozent des Verkehrswerts.
Das Darlehen wird in monatlichen Raten gezahlt. Man kann für die Zahlungen eine Laufzeit vereinbaren oder sie bis Lebensende laufen lassen. Davon abhängig ist
auch die jeweilige Höhe der monatlichen Zahlungen. Santander und Mapfre berechnen einen effektiven Jahreszins von 5,99 Prozent. Die Tilgungsraten aber entfallen bei einer Umkehrhypothek.
Ein Beispiel, das Santander und Mapfre vorstellen: Nach ihrem Modell könnte eine 80-jährige Person mit einer Immobilie im Wert von 450.000 Euro bis zum Alter von 94 Jahren eine monatliche Zahlung von 980 Euro erhalten. Nach ihrem Tod kann die Immobilie verkauft werden, die Erben können den Kredit aber auch übernehmen. Dieses Modell hat den Vorteil, dass die Senioren Eigentümer der Immobilien bleiben und
sich alle Optionen offen halten.
Santander und Mapfre setzen allerdings Bedingungen voraus. Darlehensnehmer müssen ein Mindestalter von 65 Jahren haben. Auch darf die Immobilie nicht weniger wert sein als 200.000 Euro. Es ist davon auszugehen, dass die Anbieter Immobilien bevorzugen werden, die sich im weiteren Verlauf der Zeit kapitalisieren lassen, damit die Erben unter Umständen das Darlehen problemlos ablösen können. Vor Vertragsabschluss ist zudem eine unabhängige Beratung verpflichtend.
Die Umkehrhypothek ist nicht die einzige Möglichkeit der Immobilienverrentung für Senioren. Beim Nießbrauch-Modell verkaufen Hausbesitzer ihre Immobilien an ein Unternehmen oder an eine Privatperson. Dieses Modell eignet sich vor allem für Senioren, die keine Erben haben oder ihre Immobilie
nicht vererben wollen. Sie erhalten ein lebenslanges Wohnund Nießbrauchrecht. Der Käufer erwirbt lediglich das bloße Eigentum an der Immobilie.
Das bloße Eigentum beinhaltet keinerlei Nutzungs- oder Verfügungsrecht an der Immobilie. Die Alteigentümer können die Immobilien also auch weitervermieten. Der Käufer wird allerdings vom Verkaufspreis einen Wohnwert für die Dauer des Nießbrauchrechts abziehen. Der Rest kann als Einmalzahlung erfolgen oder als monatliche Rente. Ebenfalls für Senioren ohne Erben eignet sich der Mietrückkauf (alquiler inverso). Dabei verkaufen Senioren ihre Immobilien und mieten sie zurück. Eine Kündigung wegen Eigenbedarf des Vermieters wird vertraglich ausgeschlossen. Vereinbart werden kann ein lebenslanges oder ein zeitlich begrenztes Mietrecht.
Darlehensnehmer müssen Mindestalter von 65 Jahren haben