Kein Dach über dem Kopf
1,5 Millionen Familien befürchten demnächst den Verlust des Zuhauses
Madrid – tl. Hohe Mieten, gestiegene Hypothekenzinsen, teure Lebenshaltungskosten: Für die Zeitung „El País“ist das ein „perfekter Cocktail, um seine Wohnung zu verlieren“. Weil es immer schwieriger wird, die Ausgaben zu bestreiten, befürchten 1,5 Millionen Familien, dass sie in den kommenden sechs Monaten das Zuhause verlieren könnten. Das ist das Horrorszenario, dass die gemeinnützige Organisation Provivienda, die vom Sozialministerium unterstützt wird, aufgezeichnet hat.
Wie es in der Studie heißt, zählen zwei Drittel dieser betroffenen Haushalte zwar zur armen Bevölkerungsgruppe. Doch 472.000 Familien, denen der Rauswurf oder Verlust der Immobilien drohen könnte, zählen zur Mittelschicht.
Für Provivienda bedeutet dies, dass die Probleme, sich die Wohnung leisten zu können, immer mehr Menschen in Richtung Armut driften lässt.
Arme Haushalt sind laut Provivienda zu 74 Prozent von Wohnungsverlust bedroht. Es gleiten auch immer mehr Mittelklasse-Familien in eine – statistisch gesehen – schwere Armut ab. Darunter fielen 2021 über 250.000 Haushalte.
Insgesamt beziffert die Organisation die Zahl der Haushalte, denen ein Verlust der Wohnung drohen könnte, auf 5,5 Millionen.
Nachdem die Kosten für die Wohnung gezahlt wurden, befinden sich davon vier Millionen Haushalte mit ihrem Resteinkommen in schwerer Armut. Dabei macht es einen Unterschied, ob man Eigentümer ist oder Mieter. So fallen 11,3 Prozent der Haushalte mit einer Hypothek nach Zahlung der Wohnungskosten unter schwere Armut. Bei Haushalten, die zur Miete wohnen, steigt der Anteil auf fast 40 Prozent.
Mit Blick auf Haushalte, die über 30 Prozent des Monatseinkommens für die Wohnung aufwenden müssen, ist der Unterschied zwischen Eigentümern und Mietern gravierend. Eigentümer sind zu neun Prozent betroffen, Mieter zu 47,5 Prozent. Als Hauptgrund nennt Provivienda „die Touristifizierung des Wohnungsmarkts“.
Der Unterschied zwischen Eigentümern und Mietern ist gravierend