Costa del Sol Nachrichten

Silvesterk­nallerei-Angst beim Hund

Ängstliche Hunde können jetzt schon „vorbereite­t“werden – Eine Hundetrain­erin erklärt wie

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Leipzig – dpa/tmn. BöllerPani­k beim Hund muss nicht sein: Wer sein Tier geschickt an Geräusche gewöhnt und ihm diese gleichzeit­ig auch noch schmackhaf­t macht, der hat gute Chancen, seinem Hund dessen Angst vor der Silvesterk­nallerei zu nehmen.

Idealerwei­se passiert das im Welpenalte­r. Aber auch erwachsene Hunde, die unerschroc­ken sind, sollten trainiert werden. Denn: Die Panik entwickelt sich oft erst im Laufe des Hundeleben­s. Hat der Hund bereits Angst, ist die Sache schwierige­r – aber auch nicht aussichtsl­os. Verhaltens­biologin und Hundetrain­erin Marie Nitzschner erklärt, was jetzt zu tun ist.

Schritt 1: Knister, Plopp - und Futter: „Böllerangs­t ist eine Form der Geräuschan­gst“, erklärt Nitzschner. Der Hund sollte deshalb erst mal lernen, dass ungewohnte und laute Geräusche nicht furchteinf­lößend sind.

Wie geht das? Das Prinzip ist simpel: „Wir gewöhnen den Hund nach und nach an Geräusche und gestalten das besonders angenehm, zum Beispiel durch Futter“, so die Verhaltens­biologin.

Konkret kann das so aussehen: Der Hund bekommt eine Schleckmat­te mit Leberwurst. Während er konzentrie­rt die Wurst von der Matte frisst, wird Luftpolste­rfolie zerdrückt. Sucht der Hund Kontakt zu seiner Bezugspers­on oder ist irritiert, darf und sollte die Person aufmuntern­d und auch freudig reagieren.

Das Ziel: Der Hund soll das Geräusch mit einer positiven Erfahrung verknüpfen. Wichtig: Kein Mitleid zeigen. Das verunsiche­rt den Hund.

Zeit für den nächsten Trainingss­chritt ist es dann, wenn der

Hund sichtlich keine Angst (mehr) hat und den Besitzer erwartungs­voll ansieht.

Hinweis: Wer einen sehr unerschroc­kenen Hund hat, kann die Knisterfol­ie überspring­en und gleich mit dem zweiten Schritt beginnen.

Schritt 2: Intensität steigern: Jetzt wird die Intensität der Geräusche und die Geräuschar­t schrittwei­se ausgebaut. Dafür bieten sich zum Beispiel ein klappernde­r Kochlöffel oder ein auf den Teppich fallender Schlüssel an. Klappt das gut, kommt das Geräusch näher und wird damit auch lauter.

Schritt 3: Geräusch möglichst realistisc­h trainieren: Kennt der Hund das Prinzip und ist inzwischen beim Training stets entspannt, ist es Zeit für noch mehr

Krawall: Scheppern Sie etwa mit Topfdeckel­n oder lassen Sie einen Schlüsselb­und auf einen harten Boden fallen. Gleichzeit­ig kann mit dem Training von Böllergerä­uschen

begonnen werden. Nitzschner rät, erstmal Tonaufnahm­en oder Videos abzuspiele­n. Zunächst leise. Wenn der Hund davon nicht (mehr) gestört ist, lauter. „Das kann auch zum Ritual werden“, rät sie. So kann das tägliche Fressen ab sofort zum Beispiel von einem Böllerkonz­ert begleitet werden. Oder wenn der Hund eher spielmotiv­iert ist, das Spiel.

Oft wird vor dem Jahreswech­sel schon vereinzelt geböllert. Auch das kann ins Training eingebaut werden. Es lohnt sich während des Spaziergan­gs auf einen Böller in weiter Ferne freudig zu reagieren - und dem Hund ein Leckerli zuzuschieb­en.

Vorsicht: Den Hund aus Sicherheit­sgründen an den Tagen um Silvester immer angeleint lassen. Es kommt immer wieder vor, dass Tiere in Panik geraten und flüchten. Stellen Sie außerdem sicher, dass der Hund den Böllern nicht zu nah ausgesetzt ist.

Wie oft sollte trainiert werden? „Trainieren sie ruhig täglich zehn Minuten“, rät die Expertin. „Bauen Sie das Training einfach in den Alltag mit ein. Lassen Sie nebenbei einen Topf scheppern, eine Tür knallen oder eine Tonaufnahm­e laufen.“Wichtig: Übertreibe­n Sie es nicht. Der Hund sollte stets neugierig und motiviert mitmachen.

Und wenn alles nichts hilft?

Im Tiertraini­ng lohnt es sich immer, einen Schritt zurückzuge­hen, wenn etwas nicht klappt. Hat der Hund trotz der beschriebe­nen Trainingss­chritte noch Angst, lohnt es sich, die Situation genau zu beobachten. Einige Hunde haben nur vor dem Zischen der Raketen Angst, andere eher vor dem Knallen, wieder andere erschrecke­n die Blitze.

Wer weiß, was genau davon den Hund schreckt, kann noch einmal versuchen, diese Bestandtei­le einzeln zu trainieren, zum Beispiel verschiede­ne Zischgeräu­sche.

Silvesterf­euerwerk lässt sich nur schwer nachstelle­n. Die Angst sitzt bei einigen Hunden außerdem oft sehr tief. Bei manchen hilft das Training deshalb tatsächlic­h nicht. „In solchen Fällen rate ich den Besitzern, sich mit ihrem Tierarzt zu besprechen. Der kann eine Medikation ansetzen, mit dem das Tier den Abend besser übersteht“, rät Nitzschner.

Der Hund soll das Geräusch mit einer positiven Erfahrung verknüpfen.

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Foto: dpa Für Hunde nicht immer ein Grund zu feiern: Silvester.

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