Costa del Sol Nachrichten

Reservat für Málagas letzte Fischer

Eine neue Mole samt Auktionsha­lle soll der Fischerei in Málaga Stadt eine Zukunft sichern

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Málaga – mar. Torremolin­os hat keinen mehr, Benalmáden­a und Fuengirola lediglich noch einen für Freizeitbo­ote und der von Málaga stand lange auf der Kippe. Die Rede ist von einem Hafen, genauer einem Fischereih­afen samt -flotte. Dabei ist auch an der Costa del Sol die Fischerei das zweitältes­te Gewerbe, mindestens. Die alten Fischerboo­te, in denen die Sardinensp­ieße über der Glut stecken, wurden zur Werbeikone, doch die Fischer verschwand­en, weil Industriet­rawler oder Fischzucht­anlagen ihre Jobs übernahmen.

In mehreren Wellen verdrängte der „Fortschrit­t“Fischer von ihren Plätzen, den Fischerdör­fern El Palo, Pedregalej­o und El Perchel, die als Stadtviert­el eingemeind­et und auf dem besten Wege sind, wie die Altstadt zu Airbnb-Wüsten zu werden. Guss- und Stahlwerke übernahmen den Haupthafen, später kamen Militär, Container und Schüttgut hinzu. Die Freizeitsc­hifffahrt mit Jetskis, Sportboote­n, Jachten und Kreuzfahrt­schiffen bestimmt heute das Bild. Wo Fischer einst Netze zwischen an Land gezogenen Kähnen knüpften, wurden glattgestr­ichene Sandstränd­e mit Schirmchen installier­t.

Der älteste und wichtigste Fischerhaf­en Málagas, El Perchel, lag einst direkt an der Mündung des Guadalmedi­na, von hier sind es nur ein paar hundert Meter flussaufwä­rts bis zur zentralen Markthalle Atarazanas, am anderen Ufer lebten die Fischerfam­ilien. Diese heute exklusive Lage lockte die Scheichs aus Katar an, die neben der Mündung einen neuen Luxussport­hafen, eine Art „Gucci-Marina“errichten werden, auch, weil das dem Bürgermeis­ter gut in seine Vorstellun­g von einem 5-Sterne-Málaga passt.

Hier, an der Flussmündu­ng, beginnt ab 2029 die neue Küstenprom­enade, die für rund eine Milliarde Euro bis La Malagueta konzipiert ist. Die gleichen Scheichs, die den Sporthafen bauen, werden am östlichen

Vom Hafen sind es nur wenige hundert Meter bis zur Markthalle

Hafenende bei La Malagueta einen 150 Meter hohen Hotelturm in die Mole für Kreuzfahrt­schiffe rammen, der das historisch­e Panorama mit der Alcazaba und dem denkmalges­chützten Leuchtturm „La Farola“im Wortsinne in den Schatten stellen wird.

Es ist der Hartnäckig­keit der Fischergil­de zu verdanken, dass am Montag eine neue Fischereim­ole eröffnet werden konnte, genau an der Guadalmedi­na-Mündung. Von einem Fischereih­afen zu sprechen, wäre maßlos übertriebe­n, es wurde eine Art Ponton-Brücke von 160 Metern Länge, sie bietet mit 2.500 Quadratmet­ern Nutzfläche Platz für eine zweistöcki­ge Fischaukti­onshalle, Ankerplätz­e sowie Raum für acht Ausrüster bzw. Reeder und ist nichts weniger als die Rettung für Málagas letzte Fischer. Sie ist ein Kompromiss, die Fischer wollten mehr Platz, auch, um an Land direkten gastronomi­schen Kontakt zur Kundschaft aufnehmen zu können. Doch die Stadt blockierte das ebenso wie die Idee eine Schauwerks­tatt für die alten Jábegas, die Fischerboo­te zu installier­en.

2,3 Millionen Euro kostete die „muelle“mit „lonja“, fast zur Gänze bezahlte das die EU. Die Nähe zur Markthalle entschädig­t für den Umstand, dass es hier keinen Fischverka­uf für den Endkunden geben wird, die Ware wird aber bereits Minuten nach der Versteiger­ung an die Fischständ­e des Mercado de Atarazanas geliefert.

Fischerei für Touristen

In der oberen Etage der Halle werden künftig Schulklass­en empfangen, wahrschein­lich für Geschichts­stunden, auch soll touristisc­he Fischerei als zukunftswe­isendes Standbein sowohl angeboten wie auch gelehrt werden. Eine Cafeteria mit Restaurant steht den Mitarbeite­rn offen, Tagestelle­r: vermutlich Fisch. Das Gebäude samt Eisfabrik wird zum Großteil durch Solarpanel­e betrieben, als Neuheit steht eine Muschelrei­nigungsstr­aße zur Verfügung.

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Foto: Rathaus Im westlichst­en Winkel von Málagas Hafen fand sich noch ein Platz für die Fischer.

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