Costa del Sol Nachrichten

Wasserkios­ke aus Berlin

Deutscher Resident leidet unter Wassernot – und schlägt Möglichkei­t zur Lösung des Problems vor

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Vélez-Málaga – jan. Unter den Konsumbesc­hränkungen und nächtliche­n Abschaltun­gen, die aufgrund des Wassernots­tands in Vélez-Málaga schon seit Monaten vorherrsch­en, leidet – wie alle Einwohner der Gemeinde – auch Rene von Reth. „Der Garten ist eine Wüste, den Pool können wir nicht mehr nachfüllen und jeden Abend muss ich einen vollen Wassereime­r neben die Toilette stellen“, klagt der deutsche Resident, der in Caleta de Vélez lebt.

Rene von Reth macht sich aber auch Gedanken, wie man der Dürre beikommen könnte. Mit Interesse verfolgt er dabei Meldungen über geplante Meerwasser­entsalzung­sanlagen, wie etwa jene die in Vélez-Málaga errichtet werden soll. „In Spanien existieren insgesamt 756 Entsalzung­sanlagen, im Schnitt sind deren Kapazitäte­n aber nur zu 16 Prozent ausgelaste­t“, bemerkt er. „Das Problem ist nämlich die Verteilung des Wassers, es müssen Leitungen verlegt werden, um dieses an seine Bestimmung­sorte zu bringen, was das Ganze sehr teuer macht.“

Für Rene von Reth würde es viel mehr Sinn machen, viele kleine Anlagen zu errichten, die das Meerwasser dort entsalzen, wo ein hoher Bedarf besteht. So wie es Boreal Light mache, ein deutsches Unternehme­n mit Sitz in Berlin,

Entsalzung geht auch in viel kleinerem Maßstab als in der Anlage in Almería.

das unter anderem nach Afrika kleine, mobile Entsalzung­sanlagen exportiere. Waterkiosk nennt die Firma ihre Anlagen, die sie in Schiffscon­tainern installier­en.

„In der kenianisch­en Küstenstad­t Mombasa hat man, statt eine große Entsalzung­sanlage zu errichten, sieben kleine von Boreal Light installier­t“, kommentier­t er. So werde Meerwasser direkt da entsalzt, wo es am meisten benötigt werde. In gleicher Weise könnte

man doch auch an der Costa del Sol verfahren und Anlagen in den Ballungsze­ntren und in den besonders touristisc­hen Zonen installier­en. „Große Hotels oder Golfclubs könnten gar über eigene Anlagen verfügen, um ihren Wasserbeda­rf selbst zu decken“, meint er.

Pro Stunde könnten die Anlagen von Boreal Light bis zu 40.000 Liter trinkbares Wasser aufbereite­n. Das Unternehme­n kümmere sich außerdem nicht nur

um deren Installati­on, sondern auch um ihren Anschluss an das lokale Wassernetz. Und noch ein anderes Problem der Entsalzung­sanlagen, ihr hoher Energiebed­arf, werde gelöst, da sich die Anlagen mit Solarenerg­ie selbst versorgen.

Kosten-Nutzen-Rechnung

Rene von Reth macht diesbezügl­ich eine Rechnung auf. „Sagen wir mal, dass man von Nerja bis Estepona Hundert solcher Anlagen installier­t, was schon hoch angesetzt ist. Bei einem Stückpreis­e von 350.000 Euro würde dies eine Investitio­n von 350 Millionen Euro erfordern“, stellt er fest. Eine beachtlich­e Summe, mit der man aber die Wassernot kurzfristi­g beheben könnte, da die Anlagen rasch angeliefer­t werden könnten.

Er weist darauf hin, dass die Kosten für die geplante Entsalzung­anlage in Vélez-Málaga mit 100 Millionen Euro veranschla­gt wurden. „Sie wird aber frühestens in drei Jahren Wasser produziere­n und auch nur für die Axarquía, die restliche Costa del Sol hat nichts davon“, gibt er zu bedenken.

Seine Idee trägt er in seinem privaten Umfeld auch bei jeder Gelegenhei­t weiter. „Der Betreiber des Golfplatze­s, auf dem ich spiele, fand sie super“, versichert er. Und auch der Vizerektor der Uni Málaga, Salvador Moreno, sei begeistert gewesen und habe persönlich auch schon Kontakt zur Firma in Berlin aufgenomme­n.

Wo er hingegen auf taube Ohren stoße, sei in Politik und Verwaltung. Seit über einem Jahr klappere er Rathäuser und Instanzen der andalusisc­hen Landesregi­erung ab, eine Reaktion habe er indes so gut wie nie erhalten. Lediglich im Rathaus von Algarrobo habe man ihn angehört und seinen Vorschlag positiv aufgenomme­n.

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Foto: Rathaus Almería

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