Costa del Sol Nachrichten

Wenn Reiche weich fallen

Von Portugal zurück nach Spanien – Steuervort­eile des Ley Beckham nutzen

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Madrid/Lissabon – tl. Prominente und Reiche liebäugeln gerne mit einem Umzug ins Ausland. Oft aus steuerlich­en Gründen. Viele Länder wissen diesen Drang zu nutzen und bieten für solche Fälle attraktive Konditione­n. Eines dieser Länder ist Portugal. Seit 2009 gibt es im Nachbarlan­d ein Gesetz, dass Zuzüglern aus dem Ausland attraktive Steuervort­eile bietet. Das Gesetz war nicht nur für vermögende Privatpers­onen gedacht, sondern auch, um hochqualif­izierte Arbeitskrä­fte und Investoren ins Land zu locken. Wegen der geographis­chen Nähe nutzten reiche Spanier gerne die portugiesi­sche Regelung und verlegten ihren Wohnsitz dorthin.

Doch mit dem Steuervort­eil ist bald Schluss. Ursprüngli­ch wollte Portugal das Gesetz 2024 abschaffen. Jetzt wird die Regelung noch einmal um ein Jahr verlängert, mit etwas schärferen Zugangsreg­elungen. Wenn die Privilegie­n wegfallen, müssen sich betroffene Spanier aber keine allzu großen Sorgen machen. Bei einer Rückkehr können sie ein ähnliches Gesetz nutzen: das Ley Beckham.

Weil der Fußballer David Beckham nach seinem Engagement bei Real Madrid einer der Ersten war, der die Sonderkond­itionen in Anspruch nahm, hieß es fortan: Ley Beckham. Einkünfte in Spanien bis 600.000 Euro werden pauschal mit 24 Prozent besteuert. Einkünfte im Ausland (außer Arbeitsein­kommen) bleiben unberücksi­chtigt. Die Neubürger werden also steuerlich wie Nicht-Residenten behandelt. Die Nationalit­ät spielt keine Rolle. Man darf nur in den vergangene­n fünf Jahren keinen festen Wohnsitz in Spanien gehabt haben. Auch Spanier können den Einkommens­steuervort­eil also nutzen. Neu seit diesem Jahr ist auch, dass Ehepartner und Kinder bei einem Umzug oder einer Rückkehr die Regelung ebenfalls in Anspruch nehmen können.

Der Steuervort­eil ist befristet: Er gilt sechs Jahre lang. Rückkehrer müssen einem Jobangebot folgen. Wie viele es geben wird, darüber halten sich Fachleute bedeckt. Erst einmal müsste die Zehn-Jahres-Frist in Portugal abgelaufen sein. So lange gilt der Steuervort­eil, auch wenn die Regelung für neue Zuzügler abgeschaff­t wird. Allerdings könnte eine Rückkehr zur

Zeit von Vorteil sein, weil einige Regionen die Vermögenss­teuer entweder auf Null gesetzt oder stark reduziert haben. Diese konservati­v regierten Regionen befinden sich deswegen auch im Clinch mit der Regierung. Es bleibt fraglich, wie lange sie damit noch durchkomme­n.

Die Abschaffun­g der Sonderrege­lung in Portugal hat die Diskussion über das Ley Beckham neu entfacht. Derzeit profitiere­n 11.078 Personen von dem Steuervort­eil, wie aus Daten des Haushalts hervorgeht. Über das Beckham-Gesetz eingenomme­n werden schätzungs­weise 105,7 Millionen Euro. Bei der EU-Kommission sind die Regelungen nicht gern gesehen. Auch für

Carlos Cruzado, Präsident der Gewerkscha­ft der Finanzbeam­ten (Gestha), ist der Vorteil „ein schweres Unrecht“gegenüber den gewöhnlich­en Einwohnern. In einer Abhandlung, die 2021 im Institut für fiskalisch­e Studien (IEF) veröffentl­icht wurde, stellte María Luisa Arbella von der Steuerbehö­rde Agencia Tributaria die Vorteile und Nachteile gegenüber.

Ley Beckham: Mit Steuer-Gerechtigk­eit und Gleichheit nicht vereinbar

Junge Talente locken

Grundsätzl­ich sei die Idee nicht schlecht, meint die Expertin. Viele junge und hochqualif­izierte Leute würden heute Jobs in aller Welt annehmen. Sie zu locken sei legitim. Anderersei­ts, so Arbella, profitiert­en vom Beckham-Gesetz nur Personen mit sehr hohem Einkommen. „Das ist mit den Grundsätze­n von Steuer-Gerechtigk­eit und -Gleichheit nicht

vereinbar.“

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