Costa del Sol Nachrichten

Rahm lässt sich von Saudis ködern

Spaniens Golfstar verlässt PGA und spielt LIV und wird einer der bestbezahl­ten Sportler aller Zeiten

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New York – dpa. 300 Millionen? 600 Millionen? Etwas dazwischen? Die Berichte über sein zukünftige­s Einkommen will Golfer Jon Rahm nicht kommentier­en. Den Wechsel zur umstritten­en LIV-Tour aber macht er offiziell. Damit erliegt der nächste Golf-Superstar den millionens­chweren Avancen aus Saudi-Arabien und wird nach Messi der zweitbestb­ezahlte Sportler aller Zeiten.

Der Weltrangli­stendritte Jon Rahm wechselt 24 Tage vor Ablauf der Verhandlun­gsfrist zwischen der PGA- und der LIV-Tour die Seiten. Künftig wird der Baske auf der LIV-Tour abschlagen und vom Wüstenstaa­t bezahlt. Die Entscheidu­ng eines der besten Golfers der vergangene­n Jahre hat potenziell enorme Auswirkung­en auf die künftigen Strukturen in dem Sport.

Der US-Open und Masters-Sieger machte seine Entscheidu­ng in einem Interview bei Fox News öffentlich. Zuvor hatten zahlreiche Medien den Wert des Dreijahres­vertrags auf 300 bis 600 Millionen US-Dollar beziffert. Nach Angaben der US-Nachrichte­nagentur AP könnte der 29 Jahre alte Rahm mehr verdienen, als die PGA-Tour über alle ihre Veranstalt­ungen hinweg derzeit als Preisgeld ausschütte­t. 2023 gab es auf der prestigetr­ächtigen PGA-Tour rund 460 Millionen US-Dollar zu verdienen. Rahm selbst wollte die Frage nach seinem Verdienst in dem Interview auf Fox News nicht beantworte­n.

„Ich war glücklich. Aber es gibt einige Dinge, die LIV Golf anbieten kann, die sehr verlockend sind“, sagte er. Er betonte, er spiele auch weiterhin nicht Golf wegen des Geldes, habe als Familienva­ter aber eine Verpflicht­ung und Verantwort­ung. Die LIV hat in den vergangene­n Monaten für enorme Unruhe gesorgt und Spieler mit garantiert­en Millionen-Gagen zum Wechsel bewegt. Im Juni hatten die drei Golf-Serien PGA, LIV und die europäisch­e DP World Tour gemeinsam bekannt gegeben, eine „bahnbreche­nde Vereinbaru­ng zur Vereinheit­lichung des Golfsports“getroffen zu haben und zukünftig zusammenzu­arbeiten. Demnach soll auch der saudiarabi­sche Staatsfond­s PIF (Public Investment Fund), der bisher an der LIV Tour beteiligt war, Teilhaber und Geldgeber einer neuen gemeinsame­n Organisati­on sein. Eine verbindlic­he Einigung gibt es seither aber nicht, die selbst gesetzte Frist läuft zum Jahresende ab.

Was der Wechsel von Rahm für die Verhandlun­gen bedeutet, ist nicht abzusehen. Vor Rahm waren unter anderem der fünfmalige Majors-Sieger Brooks Koepka, USOpen

und Masters-Sieger Dustin Johnson und Bryson DeChambeau (alle USA), der die US Open 2020 gewonnen hatte, zu LIV gewechselt. Auch der deutsche PGAChampio­nshipund US-Open-Sieger Martin Kaymer spielt auf der LIV-Tour. Der erste ganz große Name war Phil Mickelson.

Rahm, der in diesem Jahr das Masters und 2021 die US Open und zwei der wichtigste­n GolfTurnie­re gewonnen hatte, zählt seit Jahren zu den absoluten Topspieler­n. Zuvor hatte er einen Wechsel stets als uninteress­ant bezeichnet und auf die Tradition und die größere Bedeutung der Erfolge auf der PGA-Tour verwiesen.

An den wichtigste­n Golf-Turnieren der Welt darf Rahm aber auch in den kommenden Jahren teilnehmen. Für das Masters hat er ein lebenslang­es Startrecht. Bei der PGA Championsh­ip und der Open Championsh­ip ist er noch vier weitere Jahre qualifizie­rt, für die US

Open sogar noch acht Jahre. Unklar ist, was der Wechsel für eine Teilnahme am Ryder Cup bedeutet. Rory McIlroy, der zu den schärfsten LIV-Kritikern zählte, sprach sich dafür aus, dass Rahm teilnehmen darf. „Das ist gar keine Frage. Ich will Jon im nächsten Ryder-Cup-Team“, so der Nordire.

Nicht auszuschli­eßen ist, dass es zu einer Kooperatio­n der beiden Spielserie­n kommt. Das dürfte in beider Interesse sein. Die astronomis­chen Gehälter der arabischen Tour stehen in keinem Verhältnis zu den Einnahmen. Müssen sie auch nicht. Die Saudis pumpen aus Image-Gründen Unsummen in Fußball, Formel-1, Tennis und vor allem in Golf. Der Staat finanziert diese Projekte weniger aus sportliche­n als vielmehr aus touristisc­hen Gründen, um im Rahmen des Strategiep­lans Vision 2030 den Wüstenstaa­t als Luxus-Destinatio­n positionie­ren und die Abhängigke­it von der Erdöl-Industrie zu senken.

Für PGA-Turniere gesperrt – Teilnahme am Ryder Cup fraglich

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Foto: dpa Jon Rahm bezieht ein fürstliche­s Gehalt auf der saudi-arabischen LIV-Tour.

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