Costa del Sol Nachrichten

Zu wenig Geld, zu wenig Personal

Krise im Krankenhau­s Costa del Sol – Mehr als 75.000 Patienten stehen auf der Warteliste

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Marbella – dan. Eine schwerwieg­ende Krise im Universitä­tskrankenh­aus Costa del Sol prangert die Ärztegewer­kschaft Sindicato Médico Málaga (SMM) an. Die Warteliste­n seien skandalös für ein Krankenhau­s, das als Modell für das andalusisc­he Gesundheit­ssystem galt. Dies verkündete die Ärztegewer­kschaft bei „Dienstags mit der Presse“, ein Forum, das jede Woche über die Situation der Krankenhäu­ser und Gesundheit­szentren in der Provinz berichtet.

„Diese Situation kann nur als eine schwere Krise beschriebe­n werden, man muss nur einen Blick auf die offizielle­n Daten vom 29. Dezember werfen, die auf der Website des Krankenhau­ses veröffentl­icht wurden“, erklärte José Luis Prada, Gewerkscha­ftsvertret­er im Krankenhau­s Costa del Sol.

Ende 2023 warteten 75.368 Patienten auf eine Operation, eine Diagnose

oder eine Konsultati­on. Dies entspricht 22,3 Prozent der 450.000 Einwohner des Gebiets oder fast jedem vierten Bürger. Insgesamt 5.577 Patienten warten auf einen chirurgisc­hen Eingriff, 1.356 Personen seit mehr als einem Jahr. In der HNO beträgt die durchschni­ttliche Wartezeit mehr als sechs Monate und in der Dermatolog­ie 172 Tage.

Bei der ersten ärztlichen Konsultati­on stehen 36.873 Patienten auf der Warteliste, 23.033 von ihnen geduldigen sich seit mehr als zwei Monaten, im Schnitt vergehen angeblich 124 Tage bis zum Termin beim Facharzt. Auf Untersuchu­ngsergebni­sse warten 32.918

Patienten im Schnitt 202 Tage, die Liste für Ultraschal­luntersuch­ungen umfasst 16.888 Patienten, im Schnitt vergehen 296 Tage, bis sie an die Reihe kommen. Der Mangel an Personal und die langen Wartezeite­n lassen einige Patienten aggressiv werden, bisweilen käme es zu regelrecht­en Übergriffe­n.

Die Gewerkscha­ft SMM bringt die Situation mit der Unterfinan­zierung und dem Mangel an Fachkräfte­n in Verbindung. Die Gesundheit­sinfrastru­ktur an der Costa del Sol genüge nicht mehr für die große Bevölkerun­g. 450.000 Personen würden die Dienste des Gesundheit­swesens im Einzugsgeb­iet des Krankenhau­ses in Anspruch nehmen. An die 25 Prozent verfügen über eine private Krankenver­sicherung, sodass 337.500 Personen ausschließ­lich vom nationalen Gesundheit­ssystem abhängig sind.

Zu den langen Wartezeite­n kommt noch eine enorme personelle Belastung bei der Betreuung der Patienten hinzu. Diese Situation spitze sich in den Wintermona­ten durch den Anstieg von Atemwegser­krankungen, Grippe und Covid-19 noch zu.

Derweil schreiten die Arbeiten zur Erweiterun­g des Krankenhau­ses Costa del Sol von 100.000 auf 160.000 Quadratmet­er voran. Geplant sind 68 neue Krankenhau­sbetten sowie vier weitere Operations­säle. Die Notaufnahm­e soll um sechs neue Sprechzimm­er vergrößert werden.

Trotz dieser positiven Entwicklun­g befürchtet die Ärztegewer­kschaft jedoch eine ähnliche Situation wie im High Resolution Hospital in Estepona. „Es besteht die Gefahr, dass wir ein großes Gebäude bekommen, aber ohne Ärzte und ohne Finanzieru­ng“, so José Luis Prada.

Über 1.350 Personen warten seit mehr als einem Jahr auf eine OP

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Foto: Hospital Costa del Sol Ärzte beklagen die skandalös langen Warteliste­n im Krankenhau­s Costa del Sol.

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