Überraschung in der Römervilla
Grab aus der späten Römerzeit in „Benalroma“entdeckt – Öffnung für Besucher kommt „in Kürze“
Benalmádena – mar. Eigentlich sollte die römische Ausgrabungsstätte Los Molinillos nur fit für Besucher gemacht werden, mit Holzstegen, erklärenden Tafeln, einem neuen Zaun und Beleuchtung. Zu lange dümpelte das historisch hochspannende Gelände zwischen dem Parque de la Paloma an der Calle García Lorca und der Rotunde der A-340 bei der Avenida Antonio Machado ein bisschen im Niemandsland. Dabei schreibt die Ecke mit ihren Villen und alten Fischfabriken aus der Römerzeit 600 Jahre Siedlungsgeschichte vor der Gründung durch die Mauren.
Villen der Oligarchen
Römische Oligarchen, die in Doppelfunktion als Beamte und Kaufleute die Rohstoffe aus dem Hinterland und dem Meer veredelten und für den Export abfertigten, bauten sich luxuriöse Villen mit Meerblick neben ihre Hafenanlagen oder Garumfabriken, oft reich ausgestattet mit Mosaiken und Bädern. Los Molinillos, ein Villenkomplex mit angeschlossener Manufaktur für die Fischkonservierung, Ölmühle und -lager, der unter den Historikern als Benalroma geführt wird, reiht sich damit an die Villa El Secretario und die Bäder von Torreblanca in Fuengirola, die gerade für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. In Marbella sind es Stätten wie Río Verde und Las Bóvedas, die hier die
Konstanz der Oligarchenpräsenz seit den alten Römern belegen. Die Sensation in Los Molinillos waren einst der Fund hunderter Sesterzen, Münzen aus dem 2. und 3. Jahrhundert sowie ein kleines Marmorköpfchen aus dem 1. Jahrhundert, das einen kindlichen Dionysos repräsentiert, also den griechischen Gott des Weines, der Freude, des Wahnsinns und der Ekstase, passend zur Costa del Sol. Der kleine Schelm ist im Stadtmuseum Málaga zu besichtigen. Der hölzerne Pavillon direkt neben der Ausgrabungsstätte, Centro
de la Historia de Benalmádena, erschien der Provinzverwaltung, die hier das Sagen hat, nicht sicher und repräsentativ genug.
Nun fanden sich hier erstmals menschliche Überreste. Bei den Arbeiten zur Musealisierung, bei der eine ganze Menge „Müll“und Bauruinen aus dem 20. Jahrhundert beseitigt werden musste, wurde ein Grab entdeckt, mit den Überresten einer Frau in mittleren Jahren. Nach vorläufigen Schätzungen wurde sie hier zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert beerdigt, also irgendwann zwischen römischer Dekadenz und Aufgabe, Slavenstürmen und Goteneinfall. Dass die alten römischen Bauten an der gefährlich gewordenen Küste zu Friedhöfen der Hispanos wurden, ist kein Einzelfall, auch im benachbarten
Torreblanca fand man einen regelrechten Friedhof aus der poströmischen Ära. Der Fund führt nun dazu, dass die Archäologen das Kommando übernommen haben, dennoch, so die Stadt, soll der Komplex „in Kürze“der Öffentlichkeit zugänglich werden.