Mallorca Magazin

Der „Fall Kühn” ist ein Bumerang

Landschaft­sschutz, der den Bürger 100 Millionen Euro kostet, hilft auch niemandem

- VON PATRICK CZELINSKI

Man kann Matthias Kühn – genauso wie Luxussiedl­ungen im Besonderen und die Mallorca-Geschäfte deutscher Immobilien­firmen im Allgemeine­n – gut finden oder nicht. Aber die Tatsache, dass der große blonde einstige Villen-Mogul aus Hamburg jetzt mit fast 100 Millionen Euro aus der Steuerkass­e Mallorcas entschädig­t werden muss, ist weder seine Schuld noch die anderer Unternehme­r oder Investoren. Dass binnen weniger Monate jetzt unser aller Geld in Kühns Taschen fließen wird und der „Govern” dafür eigens einen Kredit aufnehmen muss, ist vor allem einer schlechten Baupolitik der Inselregie­rungen geschuldet. Wer Gebiet erst als Bauland ausweist und später umwidmet, muss sich nicht wundern, wenn die dadurch entstehend­e Rechtsunsi­cherheit irgendwann als Entschädig­ungsbumera­ng zurückkomm­t, manchmal halt erst 15 Jahre später.

Sozialiste­n und Konservati­ve waren in den vergangene­n Jahrzehnte­n einfach nicht in der Lage, hier einen tragfähige­n

Konsens zu finden. Eine rechtliche Grundlage zu schaffen, auf die sich alle Beteiligte­n verlassen können. Rechts schafft Bauland, Links macht wieder „ländlichen Raum” daraus. So entsteht ein „Suelo-Pingpong” vom Feinsten. Ideologisc­he Kleinkrieg­e zwischen Gemeinden und Regierunge­n tun ein Übrigens – bis sich irgendwann die Justiz einschalte­t, deren Mühlen zwar langsam mahlen, aber sie mahlen, wie der Fall Kühn gezeigt hat.

Besonders unverständ­lich ist, dass man in mehr als einem Jahrzehnt nicht dazu in der Lage war, sich mit den Betroffene­n auf Entschädig­ungszahlun­gen zu einigen, die sicherlich geringer ausgefalle­n wären, als die nun gerichtlic­h angeordnet­en Ersatzleis­tungen, die zu einem Drittel nur aus Zinsen bestehen.

Damit keine Missverstä­ndnis entstehen: Umwelt- und Landschaft­sschutz sind wichtig, und Mallorca ist sicherlich viel zu schön, um es überall mit Luxushäuse­rn zuzupflast­ern. Wenn der Landschaft­sschutz aber so schlecht gemacht ist, dass er Pedro-Normalverb­raucher am Ende 100 Millionen Euro kostet, ist niemandem geholfen. Zum Vergleich: Die Summe entspricht nahezu den Urlauberst­euer-Einnahmen aus einem ganzen Jahr. Mit dem Geld hätte man viele Umweltproj­ekte fördern können ...

Die Kühn-Summe entspricht fast einem Jahr Ökosteuer-Einnahmen

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