Ein Meer aus Plastik
Als zu Jahresbeginn Nordspaniens Strände von unzähligen, winzigen Plastikkügelchen überschwemmt wurden, da war das Problem der Verschmutzung der Meere durch Kunststoffe plötzlich sicht- und greifbar. Der Aufschrei war groß, auch auf Mallorca. Dabei ist das Phänomen keineswegs neu, wie die Umweltschutzvereinigung GOB erklärt. „Es handelt sich um Pellets, einen Rohstoff, der zur Herstellung von Kunststoffelementen verwendet wird”, heißt es in einer Pressemitteilung. Jährlich würden weltweit etwa 300 Millionen Tonnen dieses Granulats hergestellt und in Schiffscontainern, von einem Ort zum anderen transportiert. Dabei gelangten immer wieder mehr oder weniger große Mengen ins Meer. Die Folgen lassen sich auch auf Mallorca beobachten.
„Auf den Balearen können wir diese Pellets schon seit einigen Jahren an den Stränden finden”, so der GOB. Unter anderem in Pollença und Alcúdia, aber auch in Palma. Seit dem Jahr 2020 überwachten Freiwillige die Verschmutzung des Meeres durch Mikroplastik. Dabei wird Sand am Strand gesiebt. „In fast jeder der monatlichen Sammlungen, die in den letzten drei Jahren durchgeführt wurden, waren Pellets enthalten.” Im Fall der Balearen deutet laut GOB alles darauf hin, dass sie von der katalanischen Küste stammen, vermutlich aus einer Anlage in Tarragona.
Im Jahr 2019 hatten Wissenschaftler verschiedener Institutionen im Rahmen einer gemeinsamen Untersuchung die Menge der Plastikpartikel
im Meer zwischen Mallorca und der Nachbarinsel Menorca gemessen. Zu dem Zweck waren im Laufe von zwei Jahren alle drei Monate Wasserproben genommen worden. Das Ergebnis: Pro Quadratkilometer schwammen durchschnittlich 220.000 Partikel im Meer, was etwa 1,1 Kilo Plastik entsprach. Hochgerechnet auf das gesamte Meeresschutzgebiet im sogenannten Menorca-Kanal ergab das 752 Millionen Partikel, was 3,7 Tonnen Plastik entsprach.
„In den meisten Fällen handelt es sich nicht um große Objekte, sondern um Partikel, die kleiner als fünf Millimeter sind und die durch die Wirkung von Strömungen und Wellen zerkleinert wurden”, hieß es damals in einer Mitteilung. „In dieser Größe stellen diese Partikel eine große Gefahr für die marinen Ökosysteme dar, da sie in die Nahrungskette gelangen und so auch den Menschen erreichen.”
Mikroplastik gelangt in die Nahrungskette und erreicht so auch den Menschen