Mallorca Magazin

Die letzten Wintertage der Bucht

Cala Estància halt viele Fans, selbst in der kalten Jahreszeit. Urlauber und Residenten wissen dort die Ruhe zu schätzen, genießen die wenigen geöffneten Lokale am Meer. Bald schon startet wieder die Saison

- VON LISA DICKHAEUSE­R

Eine kleine Bucht zwischen Can Pastilla und S’Arenal an der Playa de Palma, nur neun Kilometer von Stadtzentr­um entfernt, umgeben von charmanten Cafés, urigen Bars und einem weißen Sandstrand, der sich in einem Halbrund zum Meer öffnet: Das ist die Cala Estància. Eine weitere Attraktion ist die rund elf Kilometer lange Promenade, die von dem beschaulic­hen Vorort bis in die Balearen-Hauptstadt reicht, direkt am Meer verläuft und zahllose Fußgänger sowie Radund E-Rollerfahr­er anlockt.

Einblicke in die Urlaubserf­ahrungen

Just auf dieser Promenade sind Ute und Michael Klatsch unterwegs. „In dieser Bucht gehen wir besonders gerne spazieren und genießen den Strand und das Meer”, sagt das deutsche Paar. Der kühle Wind scheint den Eheleuten aus der Nähe von Münster nichts auszumache­n. „Wir sind vor allem dem schlechten Wetter in Deutschlan­d und dem Stress auf der Arbeit entflohen”, sagt Uta Klatsch mit einem Lächeln. Welche Aktivitäte­n die beiden hier und in der Gegend unternehme­n, erzählt begeistert ihr Mann: „Wir genießen die schönen Rad- und Fußwege.

Dieses Jahr wollen wir zum ersten Mal wandern gehen. Da eignet sich die Wanderrout­e durch das Naturschut­zgebiet von Es Carnatge optimal.” Es handelt sich um das naturbelas­sene Areal zwischen Can Pastilla und dem Ortsteil Coll d’en Rabassa und entspricht auch der Flugschnei­se der startenden oder landenden Flugzeuge an der Küste.

Vielfältig­e Möglichkei­ten der Freizeitge­staltung

Auf dem Sand der Badebucht sind Sandro Mayer und sein Sohn Alex aus Baden-Württember­g zu finden. Beide erzählen, was ihnen an diesem Uferwinkel besonders gefällt. „Das Meer mag ich hier besonders gerne. Man kann so weit bis zum Horizont schauen”, schwärmt der junge Alex. Außerdem sei es jetzt gerade genau die richtige Jahreszeit, um hier zu sein. „Ich war nämlich schon einmal mit meinem Papa im Sommer da, und die Hitze und die riesige Menschenme­nge am Strand haben mir gar nicht gefallen.” Vater und Sohn sind dort zudem oft mit dem Fahrrad unterwegs und spielen auch mit dem Gedanken, die Insel in den kommenden Tagen mit einem Mietwagen zu erkunden.

Die Urlauberin Andrea Schneider wiederum hat an ganz anderen Aktivitäte­n Gefallen, wie sie MM gegenüber sagt: „Wir waren heute in kleinen Boutiquen und Deko-Läden shoppen. Gestern waren wir in Palma-Aquarium. Das ist in rund 20 Gehminuten von der Playa de Cala Estància aus zu erreichen.” Sie und ihre Nichte machen eine Rundreise, bei der sie sieben Tage mit dem Bus un

terwegs sind und insgesamt drei Ausflüge im Angebot inkludiert sind. Cala Estància ist dabei ein Stopp auf ihrer Tour – und gefällt ihnen bisher mit am besten. Nichte Anna beschreibt träumerisc­h ihre Eindrücke: „Man kann hier mal runterkomm­en und die Gedanken so vor sich hintreiben lassen.” Die Ruhe empfinden beide als sehr angenehm. Dazu ergänzt das junge Mädchen: „Ich mag es, die vielen Kitesurfer in der Bucht zu beobachten.” Offenbar sei der Wind im Winter für die Saison der Surfer bestens geeignet.

Die salzige Meeresluft atmet auch der Rentner Wolfgang Friedrich gerne tief ein, wenn er bei seinen Abendspazi­ergängen die farbigen Sonnenunte­rgänge genießt. Das gastronomi­sche Angebot ist für ihn hingegen nicht so sehr von Belang. „Ich trinke später noch einmal einen Kaffee. Da gibt es genügend Bars und Restaurant­s, und das reicht mir.”

Der Pensionist Wolf Gustav mit einem Buch auf dem Schoß sieht das ähnlich. Ungeachtet der Winterpaus­e seien ausreichen­d Lokale geöffnet. Sein Lieblingsp­latz sei das Restaurant Casanova. Dort sitze man besonders gemütlich und habe eine perfekte Aussicht auf das Meer. Gelegentli­ch ist Wolf dort Paella Negra, also Reis mit Tintenfisc­h,

und der Sud der kleinen Meerestier­e sorgt für die schwarze Färbung des Gerichts. „Dazu bevorzuge ich einen Tinto de Verano. Von Tisch aus kann ich die glitzernde­n Schwärme der kleinen Fische beobachten, wie sie blitzschne­ll durch das Wasser der Bucht flitzen.” Nach dem Essen zieht Gustav Wolf seine übliche Rune über die der Promenade, setzt sich auf eine Bank und versenkt sich wieder in sein Buch. „Mehr brauche ich nicht”, ergänzt er abschließe­nd.

Und dann fällt ihm doch noch eine weitere Sache auf: Im Vergleich zu anderen Gemeinden auf der Insel erscheint ihm Cala Estància vergleichs­weise sauberer. Für Gustav hat das einen einfachen Grund. Pünktlich um 19 Uhr komme täglich die Müllabfuhr. Die Reinigungs­dienste der Stadtwerke Emaya nehmen die Abfälle mit, leeren die Container und sorgen dafür, dass die Möwen und Tauben nicht die Säcke aufrissen und darin herumpickt­en.

Egal, ob jung oder alt, die meisten Besucher, die man in Cala Estància antrifft, scheinen die Ruhe und das entspannte Ambiente zu schätzen. Die Nähe zum Flughafen und die Maschinen, die gelegentli­ch zu hören sind, scheinen niemanden zu stören. Im Gegenteil, sie werden als Teil des Charmes der Region angesehen. „Die stören mich gar nicht”, betont der Rentner Wolfgang Friedrich, „ich weiß ja, dass der Flughafen in unmittelba­rer Nähe ist. Und ohne die Flugzeuge wäre ich ja gar nicht auf Mallorca, also das wäre irgendwie Quatsch, wenn die mich stören würden.”

Eine Empfehlung wert?

Ist die Cala Estància letztlich ein gutes Winterziel? „Auf jeden

Fall”, sagt Ute Klatsch. „Ich empfehle sie unseren Freunden, besonders denjenigen, die einen Urlaub in einer etwas ruhigen und gemütliche­n Ecke suchen.” Außerdem höre man hier die Leute überall Spanisch sprechen, etwa wenn sie einem etwa im Naherholun­gsgebiet von Es Carnatge Naturpark begegnen. „Das gibt mir ein gutes Gefühl, dass das hier kein typischer Touristeno­rt ist – sondern eher ein Geheimtipp.”

Dieser Meinung ist auch Residentin Maggie Zehetner. Sie wohnt seit rund zwei Jahren auf Mallorca und unterricht­et an einer kleinen Schule in der Nähe. Zehetner kennt den Meeresstad­tteil mittlerwei­le so gut wie ihre eigene Westentasc­he: „Ich empfehle die Cala Estància weiter, absolut.” Den Namen des Wohnvierte­ls falle stets, wenn Freunde sie um Rat fragten. „Vor allem, weil man direkt am Meer ist, und wenn man einfach nur mal einen Tag am Strand verbringen oder sich in kleines süßes Café setzen möchte, dann ist das der perfekte Ort dafür. Man hat halt alles vor seiner Haustür. Ich liebe den Vibe einfach hier.” Cala Estància sei ein kleines Paradies zwischen Entspannun­g und Aktivität. „Ein unentdeckt­es Juwel, das mehr zu bieten hat, als auf den ersten Blick ersichtlic­h ist.”

 ?? Fotos: Patricia Lozano ?? Die Cala Estància ist sowohl eine Badebucht als auch ein beliebtes Wohnvierte­l am Meer, auf halbem Wege zwischen dem Stadtzentr­um von Palma und Playa de Palma weiter östlich.
Fotos: Patricia Lozano Die Cala Estància ist sowohl eine Badebucht als auch ein beliebtes Wohnvierte­l am Meer, auf halbem Wege zwischen dem Stadtzentr­um von Palma und Playa de Palma weiter östlich.
 ?? ?? Sandro Mayer (l.) und sein Sohn Alex machen einen entspannte­n VaterSohn-Urlaubstri­p für eine Woche querbeet über die Insel.
Sandro Mayer (l.) und sein Sohn Alex machen einen entspannte­n VaterSohn-Urlaubstri­p für eine Woche querbeet über die Insel.
 ?? ?? Das Ehepaar Ute und Michael Klatsch entflieht dem schlechtem Wetter seiner Heimatstad­t Münster und genießt eine kleine Auszeit.
Das Ehepaar Ute und Michael Klatsch entflieht dem schlechtem Wetter seiner Heimatstad­t Münster und genießt eine kleine Auszeit.
 ?? Fotos: Lisa Dickhaeuse­r ?? Der Rentner Wolfgang Friedrich geht am liebsten am Abend die Promenade entlang und beobachtet dabei den Sonnenunte­rgang.
Fotos: Lisa Dickhaeuse­r Der Rentner Wolfgang Friedrich geht am liebsten am Abend die Promenade entlang und beobachtet dabei den Sonnenunte­rgang.
 ?? ?? Die Residentin Maggie Zehetner wohnt seit zwei Jahren auf Mallorca und gibt eine besondere Empfehlung für diesen besonderen Ort ab.
Die Residentin Maggie Zehetner wohnt seit zwei Jahren auf Mallorca und gibt eine besondere Empfehlung für diesen besonderen Ort ab.
 ?? Fotos: Lisa Dickhaeuse­r ?? Andrea Schneider (l.) und ihre Nichte Anna aus Duisburg geben Einblicke in ihre Shoppinger­lebnisse auf der Insel.
Fotos: Lisa Dickhaeuse­r Andrea Schneider (l.) und ihre Nichte Anna aus Duisburg geben Einblicke in ihre Shoppinger­lebnisse auf der Insel.
 ?? ?? Wolf Gustav empfiehlt sein Lieblingsr­estaurant Casanova weiter. Dort gibt es seiner Ansicht nach den besten Tinto de Verano.
Wolf Gustav empfiehlt sein Lieblingsr­estaurant Casanova weiter. Dort gibt es seiner Ansicht nach den besten Tinto de Verano.

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