Die Polizei kommt – zum Singen
Neun Chöre der Deutschen Polizei nehmen von 14. bis 17. März am 8. Chorfestival Mallorca teil
Mit hoher Polizeipräsenz findet von diesem Donnerstag bis Sonntag, 14. bis 17. März, die achte Ausgabe des Chorfestivals Mallorca statt. Nicht dass es etwas zu befürchten gäbe, denn von der wissenschaftlich erwiesenen Ausschüttung von Glückshormonen beim Singen geht keine Gefahr aus, und völlig legal ist sie auch. Grund ist vielmehr der 95. Delegiertentag des Chorverbandes der Deutschen Polizei, der zeitgleich in Peguera abgehalten wird.
Dem Verband gehören 64 Chöre an, und neun von ihnen treten im Rahmen des Festivals im Auditorium von Peguera und in verschiedenen Kirchen der Insel auf (siehe Infokasten).
Knapp 70 Pflichtdelegierte und mehr als 100 sogenannte
95. Delegiertentag des Chorverbandes der Deutschen Polizei
Gastdelegierte – sprich interessierte Sängerinnen und Sänger – sind zu dem Treffen nach Mallorca gereist. Finanziert wird die Reise weder von der Polizei noch von ihrem Chorverband oder seinen Chören. „Die meisten Delegierten zahlen ihre Kosten selber, weil die Chorkassen das nicht hergeben”, sagt Heike Gehrmann. Sie bekleidet den Rang einer Ersten Polizeihauptkommissarin, leitet den Wachdienst
der Polizeiwache Mühlheim in Köln und ist die Präsidentin des Chorverbandes der Deutschen Polizei.
Normalerweise richte ein Mitgliedschor, bei dem eine Feierlichkeit ansteht, den Delegiertentag in seiner Stadt aus, erklärt die Verbandsvorsitzende die Wahl des Tagungsortes. Doch manchmal sei ein Chor dazu nicht in der Lage oder es stehe kein besonderes Ereignis an. Dies habe 2004 zum ersten und 2013 zum zweiten Mal zu einem Delegiertentag auf die Lieblingsinsel der Deutschen geführt. „In diesem Jahr gab es auch keine Teilnehmermeldung. Die Delegiertenversammlung hat dann ziemlich einstimmig beschlossen, es wieder auf Mallorca zu machen. Einige Chöre des Verbandes haben die Gelegenheit genutzt und gleich auch ihre Chorreise dorthin veranstaltet.”
Das Repertoire der Polizeichöre ist ganz unterschiedlich. Es reicht von deutschem Liedgut und klassischen Werken bis hin zu moderner Musik. „Wir können zwar auch Klassik, sakrale Musik oder Gospel, aber wir haben uns auf Rock- und Popmusik spezialisiert”, sagt Heike Gehrmann beispielsweise über den Polizeifrauenchor Köln, dessen Mitglied sie ist. Auf den Geschmack kommt es auch an, was den Nachwuchs betrifft. „Junge Menschen kommen nicht in Chöre, wenn da ,Am Brunnen vor dem Tore’ gesungen wird. Man versucht sie natürlich mit der Musik anzusprechen, die sie mögen.” Was auf Mallorca gesungen wird, hängt aber auch davon ab, wo der Auftritt stattfindet. „In einer Kirche käme ,Highway to Hell’ nicht so gut”, nennt Gehrmann ein Beispiel und fügt lachend hinzu: „Diesen Song kann man mit einem Chor sehr überzeugend rüberbringen.”
Polizeichöre gibt es in Deutschland schon seit mehr als 100 Jahren. Anfangs als sinnvolle Abendbeschäftigung für kasernierte junge Männer gedacht, bekamen sie im Laufe der Zeit einen hohen Stellenwert. „Es gehörte zum guten Ton in der Gesellschaft, den Polizeichor als Fördermitglied zu unterstützen”, erzählt Gehrmann.
Doch die Zeiten haben sich erneut gewandelt. „Die Arbeit ist mehr geworden, das Personal leider nicht, sodass der Polizeichor irgendwann nur noch das schmückende Beiwerk war”, fasst die Vorsitzende des Chorverbandes die Entwicklung zusammen. „Glücklicherweise hat man im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit erkannt, dass man mit Musik eine ganze Menge bewegen kann. Nichts bringt Menschen schneller zusammen als Sport und Musik, und das funktioniert auch tatsächlich bei der Polizei. Da sind Polizeichöre eine kleine Brücke zum Bürger, weil Musik auflockert und positiv belegt ist.”