Erstaufführung auf Mallorca
Von Felanitx nach Deutschland: Ein Projekt mit Tenor Julian Prégardien und Pianistin Neus Estarellas
Eine besondere Premiere gab es vergangenen Mittwoch beim Festival MallorcÒpera in Felanitx. Der international renommierte deutsche Tenor Julian Prégardien und die mallorquinische Pianistin Neus Estarellas führten erstmals das Programm „Winterreise – Weltreise” auf. Diesen Freitag, 15. März, präsentieren sie es im Theater Freiburg, am Sonntag, 17. März, in der Internationalen Hugo Wolf Akademie in Stuttgart.
Initiiert hat dieses Projekt die Musikwissenschaftlerin und BBC-Mitarbeiterin Natasha Loges. Sie schlug Prégardien vor, an einem internationalen Programm über „die Kunst des Liedes” teilzunehmen. Der Ansatz, so der Sänger, besteht darin, „Lieder aus der ganzen Welt zu sammeln, insbesondere aus Ländern mit einer Kolonialgeschichte, in deren Zentrum Europa steht”.
Als ideale Pianistin für dieses Projekt hatte der Tenor die Mallorquinerin Neus Estarellas im Auge. „Ich lernte Neus vor etwa drei Jahren kennen”, erzählt er. „Abgesehen von ihrer faszinierenden Persönlichkeit und ihrer Reiselust gefiel mir, dass sie von Mallorca mit seiner Kultur,
seiner Sprache und seiner starken Identität kam. Das ist natürlich etwas, worauf man stolz sein kann, etwas, das wir in Deutschland nicht sagen können”, so Prégardien, für den ein Lied all das ist: „Es ist Tradition, Identität, Sprache und Emotionen in etwas Kleines und Kostbares verdichtet.”
Das Repertoire des Projektes basiert auf Schuberts Zyklus „Winterreise”. Es enthält Werke von Komponisten aus Israel und der Ukraine, der Türkei, Syrien, Venezuela, Mexiko, Brasilien, Nigeria, Indien, Japan und Südkorea und befasst sich mit Themen wie Einsamkeit, Abschied, Traurigkeit, Reisen und Erinnerung. Für Prégardien sind dies universelle Themen. Umso mehr bedauert der Tenor eine Entwicklung unserer Zeit. „Heutzutage habe ich das Gefühl, dass sich viele Menschen über ihre Unterschiede definieren, aber ich denke, wir müssen uns der Herausforderungen stellen, uns auf das zu besinnen, was uns verbindet, nicht auf das, was uns trennt. Und auch wenn Künstler nicht die Macht von Politikern haben, können sie ihren Beitrag dazu leisten.”