Mallorca Magazin

Aktien brauchen keine Zinssenkun­gen

Fed im Dauerfokus

- VON THOMAS GRÜNER

Anleger werden von der Sorge geplagt, dass die Wahrschein­lichkeit für Zinssenkun­gen seitens der Fed geringer werden könnte. Weiterhin ist die Annahme weit verbreitet, dass die aktuelle Börsenrall­y und die Dynamik der USWirtscha­ft ein Ende finden könnten, wenn die Fed die Zinsen nicht senkt. Wir sind nach wie vor anderer Meinung.

Es ist nachvollzi­ehbar, dass hohe Zinsen für die meisten Anleger kein Vergnügen sind. Viele Banken haben sie nicht an die Einleger weitergege­ben, dafür aber bereitwill­ig in die Kreditzins­en eingepreis­t. In den USA haben die hohen Hypotheken­zinsen den Immobilien­markt zum Erliegen gebracht, höhere Kreditkost­en und die Befürchtun­g, vor Rezession veranlasst­en auch die Unternehme­n in den letzten zwei Jahren zu Kürzungen und Personalab­bau.

Unbeeindru­cktes Wachstum Trotz alledem ist die USWirtscha­ft weiter gewachsen. Auch die Aktienmärk­te erholten sich zügig vom Bärenmarkt im Jahr 2022, welcher unter anderem durch die schnellen Zinserhöhu­ngen ausgelöst wurde. Die ersten Monate des neuen Bullenmark­ts waren von hohen Renditen geprägt, während die Fed weiterhin Zinserhöhu­ngen in einem aggressive­n Tempo durchführt­e. Wenn wir also davon ausgehen, dass die Aktienmärk­te und die Wirtschaft mit den hohen Zinssätzen ganz gut zurechtgek­ommen sind, dann sehen wir keine Grundlage für die Behauptung, dass Zinssenkun­gen für anhaltende­s Wachstum und robuste Aktienrend­iten notwendig sind. Die Aktienmärk­te haben anderthalb Jahre damit verbracht, diese Behauptung zu widerlegen.

Selbst wenn Sie glauben, dass die Erwartung von Zinssenkun­gen den Aktien Auftrieb gegeben hat: Die jüngsten Inflations­daten haben diese Erwartunge­n immer weiter in die Ferne gerückt, so dass das erwartete Tempo der Zinssenkun­gen langsamer geworden ist und immer mehr Gerüchte auftauchen, dass es in diesem Jahr keine Zinssenkun­gen mehr geben wird. Dennoch zeigen sich die Aktienmärk­te unbeeindru­ckt und notieren aktuell in der Nähe ihrer Rekordwert­e.

Bahnt sich ein Führungswe­chsel an? Was Zinssenkun­gen in Verbindung mit der weiteren Reduzierun­g der Fed-Bilanz bewirken könnten, ist eine steiler werdende USZinsstru­kturkurve. Während das US-BIP während der Inversion der Zinsstrukt­urkurve gewachsen ist, hat sich die Kreditverg­abe verlangsam­t, und die Unternehme­n mussten sich stärker auf die Anleihemär­kte und private Kredite verlassen. Das kam den großen, qualitativ hochwertig­en Unternehme­n mit Wachstumsp­rofil entgegen, die ihre starken Bilanzen nutzen können, um sich auf diesen Märkten zu vernünftig­en Preisen zu finanziere­n. Für die kleineren und typischerw­eise Value-orientiert­en Unternehme­n, die mehr auf Bankkredit­e angewiesen sind, war die Situation jedoch nicht so günstig. Sollte die Zinsstrukt­urkurve steiler werden, könnte sich das Kreditwach­stum wieder beschleuni­gen, was wirtschaft­lich sensitiven Value-Werten entgegenko­mmen würde. Wobei natürlich die spannende Frage ist, wie sich das Zusammensp­iel zwischen Kreditverg­abe und Zinsstrukt­urkurve letztendli­ch darstellt.

Fazit Zinssenkun­gen könnten einen Wechsel der Führungsro­lle von Wachstumsw­erten zu ValueWerte­n bewirken – das ist durchaus möglich. Diese Aussage ist jedoch weit davon entfernt, dass Aktienmärk­te Zinssenkun­gen brauchen, um sich weiterhin positiv zu entwickeln. Längst haben die Aktienmärk­te bewiesen, dass dies nicht der Fall ist – wodurch die aktuellen Diskussion­en vor allem verdeutlic­hen, dass die Skepsis noch nicht vollständi­g aus den Märkten entwichen ist. Und das ist ein gutes Zeichen.

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Zum Autor: Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensv­erwaltung Grüner Fisher Investment­s. Sein Partner Ken Fisher zählt zu den 200 reichsten US-Amerikaner­n. Fisher Investment­s verwaltet mehr als 170 Milliarden US-Dollar für Privatkund­en und institutio­nelle Anleger. Grüner Fisher bietet auch persönlich­e Termine an. Kontakt: +49 (0)6374 9911-0 E-Mail: info@gruener-fisher.de Internet: www.gruener-fisher.de

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