Jede Sprache ist ein Geschenk
Der jahrezentelange Streit um Katalanisch geht weiter. Unnötig, findet unsere Autorin
Spätenstens seit dem vergangenen Wochenende ist die Debatte einmal mehr sichtbar geworden. Bis zu 7000 Menschen versammelten sich auf der Plaça Mayor , um sich für den Erhalt des Katalanischen auf Mallorca stark zu machen. Seitdem ist der Sprachenstreit, der ohnehin seit Jahrzehnten vor sich hinschwelt, wieder gänzlich entfacht und in der Mitte der Gesellschaft angekommen (S. 15).
Denn seit Monaten streiten sich die Konservativen und die Rechten im Balearen-Parlament wieder um die Rolle und das Gewicht des Katalanischen auf den Inseln. Geht es nach den Rechtspopulisten von VOX, sollen Eltern künftig wählen können, ob ihre Kinder mit Schwerpunkt auf Katalanisch oder Spanisch unterrichtet werden.
Wieso werden diese beiden Sprachen eigentlich so oft in Konkurrenz zueinander betrachtet? Wie wäre es, den Fokus ein wenig zu ändern und sie als Ergänzung zueinander zu sehen? Als Mutter eines dreijährigen Sohnes stelle ich mit Erstaunen fest, wie die Kleinen jede Sprache aufsaugen und sie gar spielerisch beherrschen.
Mein Sohn wird mit vier Sprachen groß: Spanisch, Katalanisch, Deutsch und Türkisch. In der Kita ist die Verteilung der ersten beiden genannten Sprachen bei 50/50. Doch schlussendlich entscheidet der Kleine selbst, welche Sprache er wie viel benutzt. Seine Hauptsprache ist Spanisch, Kinderlieder singt er auf Katalanisch oder Mallorquinisch, zuhause sprechen wir meistens Deutsch und wenn wir unsere Verwandten in Niedersachsen besuchen, gehen wir zu Türkisch über.
Die Debatte um die Sprachen auf den Balearen ist alt und ein Politikum. „Hört auf, Konflikte heraufzubeschwören, wo es keine gibt”, sagte Antoni Llabrés am Wochenende bei der Demo in Palma. Er ist der Präsident des balearischen Kulturwerks OCB. Und ich gebe ihm vollumfänglich recht. Denn jede Sprache, die ein Kind mit in die Wiege gelegt bekommt, ist ein Geschenk. Als zweisprachig aufgewachsene Tochter von türkischen Einwanderern in Deutschland kann ich das nur bestätigen.
Nehmen wir also mit, was wir können, und geben unseren Kindern alles auf den Weg, was nur möglich ist.
Nehmen wir alles mit und geben unseren Kindern alles auf den Weg, was möglich ist