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4. Welle wegen Delta? «Panik ist unnötig»
ZÜRICH. Bringt die DeltaVariante im Herbst die vierte Welle? Zwei Experten sagen, die Schweiz sei gut gerüstet.
BERN. In Europa steigen die Coronazahlen wegen der Delta-Virusvariante wieder an. Experten sind dennoch optimistisch, dass die 4. Welle ausbleibt. Die Ausgangslage sei viel besser als im Herbst, so
Epidemiologe Jürg Utzinger. «Panikmache ist nicht nötig», doppelt Josef Widler, Präsident der Ärztegesellschaft Zürich, nach. «Geimpfte müssen sich deswegen sicher nicht mehr einschränken.»
Die Deltavariante des Coronavirus treibt die Fallzahlen in Europa wieder in die Höhe. In der Schweiz dürfte sie in sechs bis zehn Wochen dominieren. Lukas Engelberger von der Gesundheitsdirektorenkonferenz warnte darum vor zu viel Optimismus: «Vergangenen Herbst kam das böse Erwachen.» Das dürfe nicht wieder passieren.
Jürg Utzinger, Direktor des Schweizerischen Tropen und Public HealthInstituts, weist auf entscheidende Unterschiede im Vergleich zum Herbst 2020 hin: «Die Ausgangslage ist viel besser als vor der zweiten Welle.» Einerseits funktionierten die Test und Überwachungssysteme gut, die Hygieneregeln seien bekannt und würden eingehalten, und – entscheidend – die Impfkampagne sei weit fortgeschritten. «Die weiteren Öffnungsschritte bergen ein Restrisiko, aber man sollte das nicht überbewerten.»
Studien zeigten, dass beispielsweise die beiden mRNAImpfstoffe, die in der Schweiz zur Anwendung kämen, gut vor der DeltaVariante schützten. Für Utzinger ist es plausibel, dass das Virus längerfristig endemisch – also lokal begrenzt – wird und insbesondere die jüngsten Bevölkerungsgruppen betrifft. Lokale Ausbrüche seien dort zu erwarten, wo das Infektionsgeschehen noch gering war oder die Durchimpfung tief ist.
Josef Widler, Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft, doppelt nach: «Der Fokus allein auf die steigenden Fallzahlen in Grossbritannien oder in Portugal verstellt den Blick auf das Wesentliche», so Widler. Und dies seien die Todeszahlen und die schweren Erkrankungen. Dort stellt er fest: «In der Schweiz liegt das MedianAlter bei CoronaToten bei 85 Jahren – ziemlich genau bei der Lebenserwartung.» Solange keine Überlastung des Gesundheitswesens drohe – das sei auch mit Delta nicht zu erwarten – sind laut Widler neue Einschränkungen nicht zu rechtfertigen. Im Herbst rechnet Widler mit den üblichen Grippe und Erkältungsviren. Natürlich werde auch Corona dabei sein. Schutzmassnahmen braucht es dann laut Widler aber kaum mehr.