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Atemwegsinfekte bei Kindern häufen sich
BERN. Viele Kinder infizieren sich momentan mit RS-Viren. Eine solche Häufung im Sommer sei sehr ungewöhnlich, sagen Experten.
Momentan erkranken zahlreiche Säuglinge und Kleinkinder am sogenannten Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), einige müssen zur Behandlung gar hospitalisiert werden. Vor allem bei Kindern unter zwei Jahren kommt es häufig zu Komplikationen, bei bis zu 40 Prozent der hospitalisierten Fälle kommt es laut dem BAG zu Lungenentzündungen.
Auch die Kinder von R.L. (31) infizierten sich kürzlich mit RSV. «Für kleinere Kinder ist RSV sehr gefährlich. Wir waren dankbar, dass unser Sohn von den Behandlungsmöglichkeiten des Spitals profitieren konnte.» Er sagt: «Das RS-Virus ist bei vielen Eltern noch das grössere Thema als Corona.»
«In diesem Winter hatten wir die paradoxe Situation, dass die
RSV-Infektionen bis April vollständig ausgeblieben sind. So etwas haben auch erfahrene Pädiater und Pädiaterinnen noch nie erlebt», sagt Traudel Saurenmann, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Kantonsspital Winterthur (KSW). «Wir gehen davon aus, dass die Hygienemassnahmen gegen Corona bewirkt haben, dass auch die Infekte mit diesen Schnupfenviren letzten Winter nicht aufgetreten sind.» Mit zunehmenden Lockerungen habe man jetzt einen Anstieg der RSV-Infektionen verzeichnet, die insbesondere bei Säuglingen eine schwere Lungenentzündung auslösen können, sagt Saurenmann. Das gleiche Phänomen sei bereits in Australien beobachtet worden. «Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Nachholeffekt handelt.»
Die Covid-19-Pandemiemassnahmen hätten viele andere sehr häufige Infektionskrankheiten effektiv verhindert oder reduziert.
*Name der Redaktion bekannt