20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
«Wer die Impfung nicht will, wird als asozial abgestempelt»
ZÜRICH. Immer mehr Geimpfte und Ungeimpfte erleben Mobbing. Eine Ethikerin appelliert daran, sich an die Fakten zu halten.
Knapp sieben Millionen Impfdosen wurden in der Schweiz bereits verabreicht. Damit nähert sich die Schweiz ihrem Ziel, alle Impfwilligen zweimal zu impfen. Trotzdem sind sich einige noch unsicher, ob sie sich impfen lassen wollen. Das zeigt eine Umfrage von 20 Minuten, die im Juni durchgeführt wurde. So gab mehr als jede fünfte befragte Person an, dass der persönliche Entscheid, sich impfen zu lassen, schwierig oder eher schwierig war. 15 Prozent lehnen die Impfung kategorisch ab. Auf dem Weg zur angestrebten Herdenimmunität rücken nun die
Unentschlossenen in den Fokus. Gegenüber 20 Minuten forderte Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch gezielte Kampagnen, um die Unentschlossenen zu überzeugen. Dies schlägt sich auch im sozialen Umfeld der Unentschlossenen nieder. Auch bereits Geimpfte erleben Mobbing, wie folgende Beispiele zeigen.
Melinda (48)*: «Ich fühle mich unter Druck gesetzt, weil ich mich nicht impfen lassen will. Mittlerweile vermeide ich Diskussionen über dieses Thema.»
Mattea (26)*: «Leider fühle ich mich unter Druck gesetzt. Sobald man sagt, dass man sich nicht impfen lassen möchte, wird man als asozialer Mensch abgestempelt.»
Ashley (22)*: «Ich habe mich impfen lassen. Dafür wurde ich von Arbeitskollegen und Freunden stark kritisiert, da dieser Impfstoff ja dafür da sei, um den Menschen zu schaden.»
Helene (64)*: «Mir war von Anfang an klar, dass ich mich impfen lassen will. Alle in meinem Umfeld haben mich gewarnt und mir stundenlang zu erklären versucht, wieso die Impfung gefährlich sei. Am Anfang habe ich noch mitdiskutiert, doch mit der Zeit hatte ich es satt. Jetzt lüge ich und sage, dass ich noch nicht geimpft bin. Ich habe Angst, meine Freunde zu verlieren»
*Namen geändert