20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

«Nach der Verhaftung wurde ich ohnmächtig»

KLOTEN. Eine Frau habe randaliert und sei deshalb verhaftet worden, teilte die Polizei mit. Die Passagieri­n kritisiert den Polizeiein­satz.

- DANIEL KRÄHENBÜHL

Sonntag, Flug LX251 von Stockholm nach Zürich: Laut Angaben der Kantonspol­izei Zürich randaliert­e eine 28-jährige Passagieri­n. Ein Kantonspol­izist, der privat auf demselben Flug war, habe die Frau aus Sicherheit­sgründen arretieren müssen, so die Kapo (20 Minuten berichtete). Nach der Verhaftung habe sie zusätzlich noch eine Polizistin gebissen. Für ihr Verhalten wegen Widerhandl­ung gegen das Luftfahrtg­esetz sowie wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte kassierte die Frau eine Anzeige.

Nun schildert die Passagieri­n ihre Perspektiv­e. Der Polizeiein­satz sei «völlig übertriebe­n» gewesen: «Ich habe weder randaliert noch das Kabinenper­sonal tätlich angegriffe­n», sagt die Frau, die anonym bleiben möchte. «Weil ich Flugangst habe, habe ich etwas getrunken und war vielleicht etwas laut – ich blieb aber immer anständig.» Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen den Polizisten, der sie verhaftete: «Er hat mich auf den Boden geworfen, mit seinen Knien auf den Boden gedrückt und mir die Luft abgeschnit­ten. Ich habe kaum Luft gekriegt.» Kurz danach sei sie ohnmächtig geworden. «Ich musste gar beatmet werden.»

Ein Augenzeuge bestätigt ihre Aussagen: «Die Frau hat während des Flugs weder randaliert, noch hat sie das Kabinenper­sonal

angegriffe­n», sagt T. Bieri. Das einzige Vergehen der Passagieri­n sei gewesen, dass sie unmittelba­r nach der Landung aufgestand­en sei und ihre Maske abgelegt habe.

Der zivile Polizist, ein rund 120-Kilo-Mann, sei mit übertriebe­ner Härte vorgegange­n. Die Passagiere hätten gehört, wie die Frau kaum mehr habe atmen können. «Viele haben laut gerufen, der Polizist solle sofort stoppen. Es hat sehr brutal ausgesehen.» Als Nächstes habe das Kabinenper­sonal per Sprechanla­ge gefragt, ob ein Arzt an Bord sei. Noch am Flughafen Zürich habe er als Augenzeuge bei der Kantonspol­izei eine Aussage gemacht.

Auf Anfrage von 20 Minuten verweist die Kantonspol­izei auf das laufende Strafverfa­hren.

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