20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Impfnachfrage steigt auch auf dem Land
SCHWYZ. In Kantonen mit tiefer Impfquote steigt die Nachfrage nach der Impfung seit dem ZertifikatsEntscheid stark an.
ALTDORF. Seit Einführung der Zertifikatspflicht lassen sich auch in den ländlichen Kantonen mehr Leute impfen. So melden Appenzell Innerrhoden, Uri, Glarus oder Nidwalden einen sprunghaften
Anstieg bei den Impfungen – dort war die Impfquote bislang tief und die Impfskepsis gross. Der stv. Innerrhoder Kantonsarzt sagt: «Die meisten kommen, weil sie ein Zertifikat wollen.»
«Ich lasse mich nur wegen des Zertifikats impfen», sagte der Gastromitarbeiter Nikolaos Loustas. Er holte sich gestern in Schwyz spontan seine erste Dosis. Loustas ist nicht der Einzige: Nach der Ausdehnung der Zertifikatspflicht auf Restaurants steigt die Impfbereitschaft auch auf dem Land. So melden etwa Uri, Glarus und die beiden Appenzell eine grössere Nachfrage – alles Kantone mit einer bisher tiefen Impfquote. «Die Nachfrage ist seit letzter Woche explosionsartig gestiegen», sagt etwa Markus Schmidli, stellvertretender Kantonsarzt in Appenzell Innerrhoden. Man verimpfe fast dreimal mehr Dosen als vor dem Bundesratsentscheid. Auch in Nidwalden hat sich die Impfnachfrage im kantonalen Walk-in-Zentrum verdoppelt, wie es heisst. Und im Spital Schwyz musste wegen des zeitweise grossen Ansturms ein Sicherheitsdienst aufgeboten werden. Beim gestrigen Besuch von 20 Minuten war von Schlangen schon nichts mehr zu sehen. Spitaldirektorin Franziska Föllmi sagt aber: «Schon als wir auf die Knappheit der Intensivbetten aufmerksam gemacht haben, stieg die Zahl der täglichen Impfungen von vorher 50 auf etwa 150. Seit dem ZertifikatsEntscheid liegt diese Zahl bei rund 350 pro Tag.» Wegen des
Andrangs wird in Uri und Appenzell Innerrhoden nun mehr Impf-Personal gesucht.
In den ländlichen Kantonen sind Massnahmenkritiker und Impfskeptiker stark vertreten: Die Freiheitstrychler zum Beispiel sind im Kanton Schwyz beheimatet. Zudem wurde das Covid-19-Gesetz nur in der Innerschweiz
und im Appenzell abgelehnt. «Wir sind traditionell eine eher impfskeptische Region», sagt auch Schmidli. Seinem Eindruck nach würden sich die meisten aber deshalb impfen lassen, weil sie ein Zertifikat wollen. Adrian Zurfluh von der Urner Standeskanzlei bestätigt dies: «Für sie ist das die einfachere Alternative zum Testen.»
Bei der Konferenz der Gesundheitsdirektorenkonferenz bezeichnet man «die Beschleunigung der Impfgeschwindigkeit» als «erfreulich». Es brauche aber noch mehr Anstrengungen.