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Schöner Tesla-Schreck
Das neue Flaggschiff, der Mercedes EQS, löst die SKlasse als Hochtechnologieträger bei Daimler ab. Mit fünf Innovationen soll er vor allem den E-Auto-Rivalen aus dem Silicon Valley in die Schranken weisen. Der selbst postulierte Anspruch des EQS ist entsprechend hoch. Auch wenn Tesla nicht explizit genannt wird, hatte Mercedes ihn bei der Entwicklung mit Sicherheit im Sinn. Die elegante Edel-E-Limousine holt das Model S in mancherlei Hinsicht denn auch ein, legt bei der Reichweite sogar vor (770 Kilometer nach WLTPNorm). Erreicht hat Mercedes das nicht zuletzt dank einer extragrossen Batterie: Deren nutzbare Kapazität liegt bei 107,8 kWh, was einer Bruttogrösse von mehr als 110 kWh entsprechen dürfte. Tesla gibt diese beim Model S mit bis zu 100 kWh an. Entschieden ist das Rennen um die beeindruckendste Reichweite aber noch nicht – Tesla hat bereits ein Modell mit 840 Kilometern angekündigt. Und auch der EQS dürfte in dieser Hinsicht noch Potenzial haben.
Am Ende sind beide Autos aber so unterschiedlich, dass einzelne Zahlen und Werte kaum entscheidend für den Verkaufserfolg sein dürften. Mercedes wendet sich mit dem EQS eher an das klassische Luxuspublikum, bietet mehr Komfort und ein edleres Ambiente als der Tesla. Der wiederum verlässt sich auf seinen kühlen Technikappeal und positioniert sich eine gute Klasse unterhalb des Mercedes. Das Model S ist mehr Selbstfahrer-Businessgleiter als Chauffeurlimousine. Zudem hat Tesla sein Hauptengagement mit dem Model 3 längst ins noch bürgerlichere Mittelmilieu verlegt – ein Weg, den Mercedes noch gehen muss.