Italien: Gericht führt Tumor auf Handystrahlen zurück
ROM. In Italien haben Befürchtungen neue Nahrung erhalten, dass Mobilfunk Krebs verursachen könnte.
Roberto Romeo arbeitete für einen grossen Telekommunikationskonzern, telefonierte 15 Jahre lang mehrere Stunden am Tag mit dem Handy am Ohr. Dann stellten die Ärzte einen Tumor am Ohr fest. Sie entfernten ihn, doch seither ist der Italiener auf einem Ohr taub. Romeo zog gegen seinen Arbeitgeber vor Gericht – und bekam recht. Die Richter in Ivrea bestätigten einen Kausalzusammenhang zwischen seiner Handynutzung und der Krebserkrankung. Nun bekommt Romeo eine monatliche Invalidenrente. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Die Krux an der Entschei- dung: Richter haben den Zusammenhang zwischen der Handynutzung und einer Krebserkrankung zwar bestätigt. Doch ob dieser tatsächlich besteht, hat die Forschung nach wie vor nicht erwiesen. Denn die Mobilfunktechnik ist relativ jung, abschliessende Aussagen zu Langzeitwirkungen können noch nicht gemacht werden.
Für ein Gericht aber ist die Sachlage anders. Entscheidend für ein Urteil ist, dass ein Schaden nachgewiesen wird. Paolo Crosignani, Physiker und Mediziner, war ein Sachverständiger im Prozess. Ihm zufolge erhöhten zwei Faktoren das Risiko extrem: Romeo habe die meiste Zeit ein altes Handy genutzt, das höhere Radiofrequenzen aussendete als etwa Smartphones. Zudem habe es sich bei dem Tumor von Romeo um eine sehr seltene Form gehandelt.