«Für gut bezahlten Job ist man eher bereit, weiter zu reisen»
BERN. Vor allem 18- bis 24-Jährige und Gutverdiener legen täglich weite Wege zurück. Verkehrsexperte Daniel MüllerJentsch erklärt, warum.
Herr Müller-Jentsch, laut einer neuen Pendlerstudie verbringen Schweizer täglich eineinhalb Stunden im Verkehr. Das klingt nach viel verlorener Zeit.
Die Schweiz ist eine Pendlernation. Man zieht wegen einer neuen Stelle nicht um, sondern bleibt meistens am gleichen Ort wohnen. Ausserdem gibt es immer mehr Stau.
2015 wurde fast jeder zweite Kilometer im Inland für die Freizeit zurückgelegt – selbst an Werktagen reisen wir mindestens so weit für die Freizeit wie für den Job. Überrascht?
Nein, in der Freizeit legt man eher längere Distanzen zurück. Der Weg ins Tessin ist weiter als der zur Arbeit. Und zum Freizeitverkehr gehört Alltägliches wie die Kinder zum Sport zu fahren oder der Besuch der Grossmutter im Nachbarkanton. Der grosse Anteil von Freizeitaktivitäten zeugt auch von Wohlstand und günstiger Mobilität – man denke nur an das subventionierte GA.
Die 18- bis 24-Jährigen legen so viele Kilometer zurück wie keine andere Altersgruppe. Warum?
Viele Junge wohnen zu Hause und pendeln an die Uni. Andere ziehen aus und besuchen regelmässig ihre Eltern. Zudem ist diese Altersgruppe in ihrer Freizeit sehr mobil.
Auch Männer und Gutverdienende sind viel unterwegs.
Männer sind häufiger erwerbstätig als Frauen. Und für einen gut bezahlten Job ist man eher bereit, weiter zu reisen.
Das E-Bike ist laut den Zahlen auf dem Vormarsch. Ist das nur ein Hype?
E-Velos haben grosses Potenzial. Damit können grössere Distanzen zurückgelegt werden – auch in hügeligen Gebieten. Setzten mehr Leute auf das E-Bike, würde das die Verkehrssituation in Städten und der Agglo entlasten.