Nestlé hat mehr Lust auf Medikamente als auf Süsses
ZÜRICH. Süssigkeiten verkaufen sich schlechter. Nestlé will deshalb künftig vermehrt auf Medikamente setzen.
Nestlé ist der grösste Nahrungsmittelkonzern überhaupt. Das Motto des Riesen: die Welt «zu einem besseren Ort machen und zu einer gesünderen Zukunft beitragen». Doch statt auf Maggi-Suppen, Babymilch oder Kitkat will man nun verstärkt auf rezeptfreie Medikamente setzen. Der Umbau des Konzerns soll weiter forciert werden.
Nestlé steht unter Druck – nicht nur, weil diese Woche der USHedgefonds Third Point eingestiegen ist, der eine höhere Rendite verlangt, son- dern auch, weil sich die Märkte verschieben: Süsswaren waren vergangenes Jahr mit einem Wachstum von 1,8 Prozent nach Milchprodukten und Eiscreme die Sparte mit dem geringsten Wachstum.
«Es gibt Produkte, die nicht mehr in die Nestlé-Strategie passen, und die dürfte der Konzern verkaufen», sagt Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel zu 20 Minuten. In den USA dürfte Nestlé seine Schokoladenmarken wie Butterfinger oder Baby Ruth noch dieses Jahr verkaufen.
Nestlés Weltmarke Kitkat droht jedoch kein Verkauf – weil sie vor allem in den Schwellenländern noch stark wächst. Mit dem fast überall bekannten Schokoladenriegel lassen sich die neuen Märkte besser erobern als nur mit kleinen lokalen Marken. Dass sich der Gigant von den kleinen Schweizer Konzernmarken wie Cailler trennt, erwartet Bertschy nicht.
Zukäufe dürften bei rezeptfreien Medikamenten folgen. Bislang stellt Nestlé Hautmedizin-Produkte und KlinikSpezialnahrung her. «Ich rechne damit, dass Consumer Health bald weiter ausgebaut wird», sagt Bertschy.