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Haim, «Something to Tell You», Universal Music.
Ein Blick auf die Festival-Programme zeigt: Die Musikwelt wird immer noch klar von Männern dominiert. Haim als rein weibliches Trio geben dem seit ihrem äusserst erfolgreichen Debüt
«Days Are Gone» (2013) Gegensteuer. Danach tourten die
Damen aus L.A. praktisch ununterbrochen: «Aufwachen, Soundcheck, Show, Schlafen und irgendwo dazwischen ein Stück Pizza», beschreiben sie ihren Alltag. «Wir mussten uns eine Pause gönnen, um wieder schreiben zu können.» Die Kreativität ist mit dem neuen Album «Something to Tell You» zurückgekehrt: Haim entfernen sich merklich vom Retro-Vibe und flirten dafür mit moderneren R&B- und Funk-Elementen. Trotz schrägen Sound-Experimenten – in «Found It in Silence» hört man etwa ein Faxgerät – sind die Songs einfach zu gut, um wegzuhören.
Seven, «4 Colors», Sony Music.
10 Alben in 15 Jahren gehen auf das Konto von Seven. Der Schweizer Soul-Sänger sprach kürzlich erstmals über seine Synästhesie: Wenn er bestimmte Musikstile hört, nimmt er diese in verschiedenen Farben wahr. Deshalb ist sein neues Album «4 Colors» in vier Akte unterteilt: Blue (melancholisch, elektronisch), Red
(sexy, R&B-lastig), Yellow (warm, soulig) und Purple (tanzbar, funkig). «Jede Farbwelt wurde indi- viduell gemischt, eingesungen, designt und produziert», sagt er. «Somit funktionieren sie als eigenständige Alben.» Trotzdem ist der rote Faden klar erkennbar, nicht zuletzt dank Sevens charakteristischer Stimme und der orchestralen Stücke, die jedes Kapitel abrunden. Eindrücklich sind auch die Gastauftritte, etwa von Kool Savas, Thomas D. oder Prince-Keyboarderin RAD. «4 Colors» ist eines der vielschichtigsten Schweizer Alben des Jahres.