Jetzt bewerben sich die Firmen um neue Mitarbeiter
ZÜRICH. Umgekehrte Jobsuche: Nicht mehr die Mitarbeiter müssen sich anpreisen, sondern die Unternehmen.
Normale Stellenausschreibungen genügen nicht mehr. «Das ist etwas aus dem letzten Jahrhundert», sagt Personalberater Jörg Buckmann zu 20 Minuten. Weil es immer schwieriger wird, Kandidaten zu finden, müssten die Unternehmen sich mehr Mühe geben. «Die Jobsuchenden sind bei Bewerbungen nicht mehr die Bittsteller, sondern es sind die Firmen», sagt Buckmann. Umgekehrt ist auch die Erwartung der Arbeitnehmer gestiegen, wie Personalexperte Johannes Smits von PWC betont. «Arbeitgeber müssen auf einen viel stärker von Kandidatenseite getriebenen Markt reagieren.» Sie kämpfen also darum, die richtigen Talente zu gewinnen. «Zeitgemässes Recruiting» nennt das die Fluggesellschaft Swiss. Hat sie wegen der Einführung einer neuen Flotte viele Stellen zu besetzen, greift sie auch mal zu einer Marketingkampagne. So schickte die Airline letztes Jahr Flugbe- gleiter in Uniform in ein Zürcher Tram und liess sie Flyer mit dem Titel «Arbeiten bei Swiss» verteilen. «Der Erfolg bestätigt solche neuen Wege», sagt eine Swiss-Sprecherin.
Bei einer Stellenausschreibung der Verkehrsbetriebe Zürich stellt sich der künftige Chef den Interessenten vor – per Video auf der Website. Weiter denkt auch der Telecomkonzern Swisscom und dreht den Spiess um: Für Stellenausschreibungen werden diejenigen interviewt, die neue Mitarbeiter suchen. Laut Smits von PWC braucht es eine starke Arbeitgebermarke und ein Leistungsversprechen. «Kandidaten müssen vom Arbeitgeber überzeugt werden.»