«Bondo war ein schöner Ort – nun ist alles anders»
BONDO. Die Anwohner dürfen wieder in ihre Häuser – aber nur, um ihr Hab und Gut zu holen. Sie fürchten sich vor der Zukunft.
Nur bis 20 Uhr durften die Bewohner von Bondo gestern zurück in ihre Häuser. Wer in der roten und orangen Zone wohnt, wurde begleitet. Übernachten darf niemand. «Wir haben kein Wasser im Haus, darum können wir nicht viel machen», sagt Anwohner Bruno Vetsch. Anwohnerin Ivana Engeler sagt: «Wir werden nun Sachen holen, die uns am Herzen liegen. Wann wir wieder in Bondo übernachten dürfen, wissen wir nicht.» Sie habe Angst vor der Zukunft, fügt Engeler an. «Wir wissen nicht, was passiert.» Bondo sei ein schöner und ruhiger Ort gewesen. Nun sei alles anders. «Ich weiss nicht, wer noch in Bondo wohnen will.»
Für die Aufräumarbeiten im Südbündner Bergort würde die Armee bereitstehen – «aber der Einsatz ist im Moment zu gefährlich», sagt der Bündner Regierungsrat Christian Rathgeb. Die Armeeangehörigen müss- ten sich während der Arbeiten innert vier Minuten in Sicherheit bringen können, denn am Piz Cengalo sei nach dem Absturz von rund vier Millionen Kubik eine weitere Million Ku- bikmeter in Bewegung. Diese könnte jederzeit abstürzen. Vom Berg sprengen, damit alles unten am Talboden liegt, lässt sich das restliche Felspaket nicht. Sprengbare Felsmassen lägen üblicherweise in der Grössenordnung von höchstens ein paar Tausend Kubikmetern, hiess es bei den Spezialisten des Bündner Amts für Wald und Naturgefahren.