Was tun, wenn Freunde von Suizid sprechen?
BERN. Mit einer Kampagne machen Organisationen Jugendlichen Mut, Freunden beizustehen: Hilfe zu holen sei kein Verrat, so Experten.
Eines Abends erhielt Ilyas* (18) einen Anruf von einem Freund. «Er hatte Liebeskummer und sagte mir, er wolle sich das Leben nehmen.» Ilyas gab das Telefon seinem Vater. Der konnte den Freund beruhigen. «In solchen Situationen ist zuhören das Wichtigste», sagt der Jugendliche.
Mit einer Kampagne wollen SBB, Pro Juventute und die Gesundheitsförderung des Kantons Zürich jungen Menschen nun aufzeigen, wie sie Hilfe anbieten können. Dazu gehören drei Kernbotschaften: ansprechen, zuhören, Hilfe holen. Dagmar Pauli von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich sagt, suizidale Jugendliche würden sich oft an Freunde wenden. Sie seien in einem Alter, in dem sie nicht zuerst Erwachsenen etwas erzählten. «Das kann Freunde überfordern. Sie sollen wis- sen, dass es richtig ist, sich an Erwachsene zu wenden. Das ist kein Verrat, und es ist auch nicht uncool.» Jugendliche, die von suizidalen Freunden erfahren, könnten sich etwa an die eigenen Eltern wenden, aber auch an Lehrer, die Hotline 147 oder Beratungsstellen. Mit ihrer Kampagne wollen die Organisationen Jugendlichen Mut machen, Freunde zu unterstützen und rechtzeitig Hilfe zu suchen.
Fünf Betroffene erzählen in kurzen Clips ihre Geschichte. «Es ist wichtig, dass die jungen Helfer Hilfe beiziehen. Auf keinen Fall sollten sie schweigen, selbst wenn sie darum gebeten werden», heisst es. Für Jugendliche in Krisen hat Ilyas einen Rat: «Ich kenne niemanden, der einem Freund in einer solchen Situation nicht beistehen würde.»